Der Vektorimpfstoff des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson (J&J), der den Namen Ad26COVS1 bzw. Janssen trägt, ist der vierte Impfstoff, der in der EU zugelassen ist. Die EU-Kommission hatte bei dem US-Hersteller Impfdosen für 200 Millionen Menschen bestellt. Davon wird Deutschland 36,7 Millionen erhalten.
Geplant war, dass der neue Impfstoff bereits ab April verteilt werden sollte. Nachdem es allerdings einige Fälle von Sinusvenenthrombosen in den USA gegeben hatte, stoppte das Unternehmen die Markteinführung. Daraufhin wurde der Beipackzettel des Impfstoffs dementsprechend aktualisiert. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) bestätigte, dass der Impfstoff seltene Fälle von Blutgerinnsel auslösen könne, diese jedoch als sehr seltene Nebenwirkung gelte.
Johnson & Johnson-Impfstoff wird nur einmal verabreicht
Der Impfstoff ist für Personen ab 18 Jahren zugelassen. Wie der Vektorimpfstoff von AstraZeneca basiert Ad26COVS1 von J&J auf das sogenannte Adenovirus als Vektor. Dieser löst normalerweise eine gewöhnliche Erkältung aus. Allerdings wurde er so verändert, dass er sich nicht vermehren kann und übermittelt genetische Anweisungen an die Zellen, um ein bestimmtes Protein des Coronavirus zu produzieren.
Anders als bei den bisher zugelassenen Impfstoffen muss der Impfstoff von Johnson & Johnson nur einmal verabreicht werden – es werden also nicht zwei Schutzimpfungen benötigt. Auch was die Lagerung angeht, unterscheidet sich der J&J-Impfstoff von den anderen: Der Vektorimpfstoff kann bis zu drei Monate im Kühlschrank aufbewahrt werden und muss im Gegensatz zum BioNTech/Pfizer-Vakzin nicht bei extremen Minustemperaturen gefroren werden, bis er verwendet wird.
Auffrischung nötig: geringere Wirksamkeit als mRNA-Impfstoffe
Laut einer klinischen Studie vermeidet der J&J-Impfstoff schwere Verläufe zu 85 Prozent. Im Gegensatz zu den Impfstoffen von BioNTech/Pfizer sowie Moderna hat der J&J-Impfstoff eine Wirksamkeit von etwa 66 Prozent. Gegen die neuartige und ansteckende Delta-Variante schützt das Vakzin etwas weniger – zu etwa 60 Prozent.
Lange hieß es, dass J&J-Geimpfte frühestens nach sechs Monaten eine Auffrischungsimpfung mit den Vakzinen von Biontech oder Moderna bekommen sollen – das hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beschlossen. Gleiches gilt auch für den anderen Vektorimpfstoff von AstraZeneca. Nun heißt es in einer Stellungnahme der STIKO, dass vier Wochen nach der Injektion des Johnson & Johnson-Vakzins eine Immunisierung mit einem mRNA-Impfstoff erfolgen kann. Der Grund sind die überdurchschnittlich viele Impfdurchbrüche und die vergleichsweise geringe Schutzwirkung.
Johnson & Johnson-Impfung: Welche Nebenwirkungen gibt es?
Wie bei allen anderen zugelassenen Stoffen können Nebenwirkungen auftreten. Am häufigsten sind Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Fieber sowie Müdigkeit – was ganz normale Impfreaktionen sind, die zeigen, dass das Immunsystem sich mit dem verabreichten Stoff auseinandersetzt. Laut dem Robert-Koch-Institut sollen sich Menschen mit schweren allergischen Reaktionen oder mit Allergien gegen einen der Impfstoffe nicht impfen lassen.
Guillain-Barré-Syndrom
In den USA gab es einige Berichte von einer seltenen Nervenerkrankung, die im Zusammenhang mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson steht. Bei dem Guillain-Barré-Syndrom kann es zu Lähmungserscheinungen kommen. Betroffen waren vor allem Männer über 50 Jahren. Das Auftreten des Syndroms wurde auch bei einigen Grippeimpfungen beobachtet.
Kapillarlecksyndrom
Das Paul-Ehrlich-Institut warnt außerdem vor seltenen Fällen von Kapillarlecksyndrom, das im Zusammenhang mit der Impfung steht.
Das Paul-Ehrlich-Institut hat einen sogenannten Rote-Hand-Brief des Herstellers veröffentlicht. In diesem wird ausdrücklich gewarnt, dass Menschen, die in der Vergangenheit das extrem seltene Kapillarlecksyndrom entwickelt haben, nicht mit dem Vektorimpfstoff geimpft werden sollen. Gleiches gilt auch für eine Impfung mit dem Vektorimpfstoff von AstraZeneca.
Das Kapillarlecksyndrom gilt zwar als äußerst selten, aber potenziell gefährlich. Die Erkrankung äußert sich durch akute Episoden von Ödemen (Wassereinlagerungen) in den Extremitäten und niedrigen Blutdruck.