Rückenlage und Beine hoch? Anatomisch nicht ideal
Werden in Filmen und Serien Geburtsszenen gespielt, liegt die werdende Mutter immer auf dem Rücken, ihre Beine sind angewinkelt oder liegen auf Fußstützen, zwischen ihren Beinen assistiert eine Hebamme. Die Rückenlage macht aus Sicht von Filmschaffenden viel Sinn, denn wir Zuschauende können Schmerz, Glück und alle Emotionen dazwischen auf dem Gesicht der werdenden Mutter sehen. Im echten Leben ist die Rückenlage zwar immer noch in rund drei Viertel aller Entbindungen die favorisierte Position bei Schwangeren, aus anatomischer Betrachtung ist die Position aber nicht ideal.
Im Video: Was Sie über Risikoschwangerschaften wissen sollten
Auch spannend: Durchfall in der Schwangerschaft – Was Sie wissen sollten > >
Bei der Entbindung in Rückenlage muss das Kind nämlich gegen das Becken arbeiten. Zwar lockern sich während der Schwangerschaft die Symphysen des Beckens und machen den eigentlich festen, stabilen Knochen extrem beweglich. Doch in Rückenlage verringert sich die Flexibilität des Beckens wieder. Das kann die Entbindung strapaziöser für Mutter und Kind machen.
Außerdem verändert sich durch die Rückenlage die Wirkung der Schwerkraft. Das gesamte Gewicht des Babys, des Mutterkuchens und Fruchtwassers wirken auf die großen Blutgefäße im Bauch und Becken der Mutter. Das kann die Sauerstoffversorgung für Mutter und Kind verringern und Komplikationen verursachen. Auch macht die Rückenlage es dem Baby schwieriger, sich im Geburtskanal ordentlich zu drehen. Das Risiko, dass auch das Kind bei der seitlichen Drehung übersteuert und in Rückenlage gerät, ist jetzt größer.
Bekannt ist mittlerweile, dass Entbindungen in Rückenlage durchschnittlich länger dauern und schmerzhafter für die Frauen sind. Doch welche Position ist denn nun die „beste“?
Auch interessant: Plazentaablösung – achten Sie auf diese Anzeichen >>
Erlaubt ist, was sich richtig anfühlt
Generell gibt es aus Medizin und Forschung keine Empfehlung für oder gegen bestimmte Geburtspositionen. Erlaubt ist, was funktioniert und der werdenden Mutter bei der Entbindung hilft. Wo sich aber Forschende und Mediziner und Medizinerinnen einig sind, ist, dass es werdenden Müttern bei der Entbindung durchgängig möglich sein sollte, verschiedene Positionen einzunehmen. Für solche Fälle sind Kreißsäle auch bestens ausgerüstet. Es gibt verschiedene Vorrichtungen und Hilfsmittel, die es Frauen erlauben, hockend, stehend, oder kniend zu gebären. Das beste für Frauen bei der Entbindung ist laut Experten und Expertinnen immer noch die eigene Intuition. Die Position, die sich intuitiv in der jeweiligen Situation am besten anfühlt, ist zu bevorzugen.
Auch spannend: Wann Paare mit unerfülltem Kinderwunsch zum Arzt gehen sollten > >
Die beste Position bei der Geburt: Das sagt die Forschung
Es gibt eine Reihe von Studien, die untersuchten, welche Position bei der Entbindung wirklich am besten für Mutter und Kind sind. Eindeutig und widerspruchslos sind die Ergebnisse bisher nicht, auch, weil die Daten nicht immer direkt vergleichbar sind. Was für die eine Frau bestens funktioniert und zu komplikationslosen Entbindungen verhilft, führt bei anderen Frauen mitunter zu schwächeren Wehen und verlängerter Entbindungszeit.
In einer chinesischen Vergleichsstudie untersuchten Forschende alle möglichen Positionen während der Austreibungsphase auf Vor- und Nachteile für Mutter und Kind. Die kniende Position mit aufrechtem Oberkörper oder kniend mit den Händen auf dem Boden seien aus anatomischer Sicht die besten Positionen. Hier verringerte sich der Druck auf den Damm, es würde zu durchschnittlich weniger schweren Dammverletzungen kommen. Die Forschenden betonen auch, dass die Frauen in dieser Position am meisten Bewegungsfreiheit hätten und das Becken möglichst flexibel bliebe. Für die Austreibungsphase bedeutet das mitunter große Vorteile.
Vorteile von aufrechten Positionen:
- die Wehen sind regelmäßiger
- die Schwerkraft arbeite mit dem Kind zusammen
- das Becken ist beweglicher
- bessere und tiefere Atmung als bei liegenden Positionen
- Risiko für Verletzungen wie Dammriss geringer
Was auch immer Ihre Intuition Ihnen vorgibt: Sie entscheiden, welche Position die richtige für Sie ist!