Grünes Rezept: Vorteile der Selbstmedikation

Grünes Rezept: Das sind Vorteile der Selbstmedikation

Wer ein Medikament benötigt, bekommt beim Arzt ein Rezept ausgestellt, welches in den meisten Fällen eine rote Farbe aufweist. Für frei verkäufliche Arzneimittel können Mediziner ein grünes Rezept ausstellen – ein Prozedere, das für Patienten wichtig ist. Wir erklären die Vorteile.

Wir kennen die Situation fast alle: Beim Arztbesuch bekommen wir ein Rezept für ein Medikament, das gegen unsere Beschwerden helfen soll. Die Färbung des Rezepts bestimmt die Abrechnungsart. Am häufigsten kommt das sogenannte "rote Rezept" zum Einsatz – dabei handelt es sich um ein rosafarbenes Rezept für ein verschreibungspflichtiges Medikament, das über die gesetzliche Krankenkasse abgerechnet wird. Blaue Rezepte werden überwiegend für Patienten ausgeschrieben, die privat versichert sind, weshalb es auch als Privatrezept bezeichnet wird. Aber auch gesetzlich Versicherte können ein blaues Rezept für Medikamente erhalten, deren Kosten gesetzliche Krankenkassen nicht übernehmen, wie beispielsweise bei der Antibabypille.

Video: Rosa, gelb, grün – was die Farbe des Arzt-Rezepts aussagt

Was ist ein grünes Rezept?

Rund 45 Prozent der in Apotheken abgegebenen Medikamente sind nicht verschreibungspflichtig, was bedeutet, dass die pharmazeutischen Fachkräfte in Apotheken zur Einnahme beraten. Zu den sogenannten OTC-Arzneimitteln ("Over the counter", engl. = "über den Handverkaufstisch") zählen unter anderem Hustensäfte oder Mineralstoff-Präparate. Nehmen wir Arzneimittel dieser Art gegen Beschwerden ein, wird dies als Selbstmedikation bezeichnet. Diese ist hierzulande ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung und kann eine ärztliche Medikation unterstützen oder ergänzen. Der Nachteil: Seit dem Jahr 2004 müssen die Kosten für rezeptfreie Arzneimittel vom Kaufenden selber getragen werden. 

Hier kommt das grüne Rezept ins Spiel, welches über eine Initiative des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH) und des Bundesverbandes der pharmazeutischen Industrie (BPI) ins Leben gerufen wurde. Empfehlen Ärzte oder Ärztinnen ihren Patienten ein bestimmtes rezeptfreies Medikament, das sie als medizinisch notwendig empfinden, können sie für dieses ein grünes Rezept ausstellen. Auf dem Formular geben sie für den Apotheker an, welches Arzneimittel sie in welcher Dosis für sinnvoll erachten. Zwar muss dieses zunächst selbst bezahlt werden, seit 2012 haben die Krankenkassen jedoch die Möglichkeit, die Kosten zu erstatten, was mittlerweile zwei Drittel von ihnen tun. 

Anders als andere Rezeptarten ist das grüne Rezept unbegrenzt gültig. Da es außerdem als Empfehlung gedacht ist, muss es nicht in der Apotheke abgegeben werden und kann beliebig oft eingelöst werden

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Grünes Rezept: Das sind die Vorteile für Patienten

Mittlerweile wird das grüne Rezept häufig ausgestellt – im Jahr 2018 waren es circa 50 Millionen Mal. Und das mit gutem Grund, schließlich hat diese Variante der Rezept-Verschreibung einige Vorteile. Zum einen sorgt es für mehr Sicherheit in Bezug auf die Selbstmedikation, für die sich auch Experten einsetzen. Patrick Heinz, Geschäftsführer der Deutschen Gesundheitshilfe DGH, nennt die Vorteile einer Selbstmedikation:

Erstens ist da natürlich der individuelle Nutzen, gesund zu werden und zu bleiben. Darüber hinaus vermeidet jede erfolgreiche Selbstmedikation aber auch den Gang in die Arztpraxis. Dies spart nicht nur den Praxen und Patienten wertvolle Zeit, sondern dem gesamten Gesundheitssystem knappe Ressourcen und Kosten.

Allerdings betont Heinz auch, wie wichtig das pharmazeutische Fachpersonal ist:  

Medikamente dürfen keine Konsumgüter werden. Die Gesundheit ist ein zu hohes Gut, als dass man leichtfertig und ungeprüft Informationen im Netz Glauben schenken und pharmazeutisch wirksame Substanzen irgendwo beliebig einkaufen sollte. Gerade im Bereich der Selbstmedikation seriös zu informieren, ihre Vorteile, aber auch ihre Grenzen aufzuzeigen, auf mögliche Wechselwirkungen hinzuweisen und gegebenenfalls eben auch einen Arztbesuch zu empfehlen, sind unverzichtbare Aufgaben der Apotheken.

Abgesehen davon können viele Patienten mithilfe des grünen Rezepts und einer Quittung von der Apotheke die Erstattung der Kosten bei der gesetzlichen Krankenkasse beantragen. Informieren Sie sich jedoch zunächst, ob Ihre Krankenkasse das entsprechende verschreibungsfreie Arzneimittel erstattet. Tipp: Werden die Kosten nicht übernommen, können Sie die grünen Rezepte ab einem bestimmten Betrag als außergewöhnliche Belastung bei der Einkommenssteuer angeben. 

Ein weiterer Pluspunkt der grünen Rezepte: Medikamente, die vom Arzt verschrieben werden, werden in der Patientenakte vermerkt. Der behandelnde Arzt behält durch das grüne Rezept auch einen Überblick darüber, welche verschreibungsfreien Medikamente der Patient einnimmt. Allerdings gibt es auch 

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Welche Beschwerden können mit einem grünen Rezept behandelt werden?

„Die Schwerpunkte liegen unter anderem bei Erkältungen, Allergien, Kopfschmerzen, Magen-/Darmbeschwerden oder auch Muskel- und Gelenkschmerzen“, so Patrick Heinz. Interessant: Im Jahr 2021 wurden rezeptfreie Medikamente zur Vorbeugung oder Behandlung leichter gesundheitlicher Beschwerden und Erkrankungen verwendet. Dazu zählen vor allem

  • Erkältungen
  • Allergien
  • Kopfschmerzen
  • Magen-/Darmbeschwerden
  • oder auch Muskel- und Gelenkschmerzen

Was übernimmt die Krankenkasse?

Welche verschreibungsfreien Medikamente und Arzneimittelgruppen übernommen werden, variiert von Krankenkasse zu Krankenkasse. Einen Überblick bietet die Liste über die Satzungsleistungen, die der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. bereitstellt.  

Müssen grüne Rezepte eingelöst werden?

Das grüne Rezept dient vor allem als Empfehlung und Merkzettel für den Patienten, was gleichzeitig bedeutet, dass es nicht eingelöst werden muss. Allerdings macht eine Einnahme des entsprechenden Präparats durchaus Sinn, da der behandelnde Arzt es als medizinisch notwendig empfindet. OTC-Arzneimittel haben in der Regel weniger Nebenwirkungen als verschreibungspflichtige Medikamente und wirken aufgrund ihrer Inhaltsstoffe oft schonender. 

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