Eichenprozessionsspinner: Kurz vorgestellt
Der Eichenprozessionsspinner ist ein harmloser und – zugegebenermaßen – unscheinbarer Nachtfalter. Mit grau-braunen Flügeln und einem dicklichen, dicht behaartem Körper in ähnlich grau-braunen Farben ist der Schmetterling wirklich kein Hingucker. Wie alle Schmetterlinge durchläuft auch der Eichenprozessionsspinner verschiedene Entwicklungsstadien. Als Jungraupe überwintern sie in ihren Eiern, bis sie im Mai des Folgejahres als Raupe schlüpfen. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners wachsen von Mai bis August in fünf bis sechs Stadien. Dabei häuten sie sich regelmäßig. Ab dem dritten Entwicklungsstadium bilden die Raupen mit Nesselgift gefüllte Brennhaare aus. Die Haare werden mehrere Millimeter lang. Auf jede Raupe kommen bis zu 600.000 Haare, die für uns Menschen zu echten Problemen werden können. Auf unserer Haut lösen die feinen Haare nämlich Entzündungen und starke Reizungen aus, wenn sie aufbrechen und ihr Gift abgeben.
Der Eichenprozessionsspinner und seine Raupen konnten sich erst in Deutschland ausbreiten, nachdem die Sommer, bedingt durch den Klimawandel, hierzulande wärmer wurden. Ursprünglich ist der Prozessionsspinner in Südeuropa heimisch.
Diese Beschwerden können die Brennhaare der Raupen auslösen
1. Raupendermatitis
Bei Kontakt mit der Haut, brechen die hohlen Brennhaare der Raupen und geben über kleine Widerhaken, mit denen sie sich in die Haut graben, das Nesselgift Thaumetopein ab. Dieses Nesselgift verursacht starke Hautreizungen und allergieähnliche Symptome. Es bilden sich Quaddeln auf der Haut. Mitunter sind große Hautareale von Schwellungen und Rötungen betroffen. Die stark juckenden Hautentzündungen erinnern an pseudoallergische Reaktionen wie Nesselsucht. Für gewöhnlich sind besonders die Hautstellen betroffen, die nicht von Kleidung bedeckt waren. Übrigens: Die Brennhaare der Raupen werden schon bei leichtem Wind von deren Körpern gelöst und schweben dann Hunderte Meter durch die Luft. Selbst wenn die Raupen schon längst zu Nachtfaltern ausgewachsen sind, können die in den Raupennestern haufenweise zurückgelassenen Brennhaare noch durch Wind und Tiere aufgewirbelt und mit der Luft verteilt werden.
2. Bindehautentzündung
Gelangen die Brennhaare der Raupen in die Augen, können sie dort schmerzhafte Bindehautentzündungen auslösen. Symptome einer solchen Konjunktivitis sind vor allem Brennen der Augen, starke Rötung der Bindehaut, Tränenfluss, Juckreiz und Lichtempfindlichkeit. In besonders schweren Fällen oder wenn besonders viele giftige Brennhaare der Eichenprozessionsspinner ihr Nesselgift in die empfindliche Augenhaut abgeben konnten, können auch Hornhautentzündungen oder gar extrem schmerzhafte Entzündungen der gesamten Augenhaut entstehen. Dies wird Uveitis genannt und ist unbedingt behandlungsbedürftig, da der Verlust der Sehfähigkeit folgen kann.
Mehr erfahren: Das sollten Sie über die Uveitis wissen > >

3. Bronchitis
Die feinen Härchen der Eichenprozessionsspinnerraupen sorgen auch in den Schleimhäuten für allergieähnliche Symptome und verursachen starke Reizungen und Schwellungen. Werden die Brennhaare eingeatmet, können sie Hustenreiz auslösen und sogar eine Lungenentzündung entstehen lassen. Bei anhaltenden asthmatischen Atembeschwerden, schmerzhaftem Husten oder Verdacht auf eine Lungenentzündung nach Kontakt mit Brennhaaren der Raupe sollten Sie unbedingt einen Arzt oder Ärztin aufsuchen. Mit Kortisonsprays und Antihistaminika kann dann eine Behandlung erfolgen.
Was tun bei Kontakt mit den giftigen Raupen?
Sind Sie beim Waldspaziergang oder Sonnenbaden im Park mit den Brennhaaren der Raupen in Kontakt gekommen, sollten Sie sich sofort möglichst gründlich abduschen. Waschen Sie sich auch die Haare und das Gesicht gründlich, womöglich bleiben sonst giftige Härchen der Eichenprozessionsspinnerraupen zurück. Sie sollten ebenfalls Ihre Kleidung waschen, um die kleinen Brennhärchen aus den Textilfasern zu entfernen. Auf die brennenden, juckenden Hautstellen können Sie kortisonhaltige Hautcreme auftragen. Auch Allergiemedikamente wie Antihistaminika können Hautausschläge oder Atemwegsreizungen lindern. Verschlimmern sich die Symptome, sollten Sie unbedingt einen Arzt oder Ärztin aufsuchen.
Nester nie selbst entfernen
Haben Sie ein Nest der giftigen Raupen entdeckt, rufen Sie sofort Schädlingsbekämpfer. Die Experten rücken dann mit professioneller Schutzausrüstung an und saugen die Nester mit speziellen Insektensaugern von den Bäumen ab. Entfernen Sie die Nester nie selbst. Die Gefahr, dass Sie in Kontakt mit den Brennhaaren kommen ist zu groß. Auch die sichere Entsorgung der haarigen Nester ist im Privaten nicht gewährleistet. Eichenprozessionsspinner sollten nur von Profis beseitigt werden. Die Ansiedlung von Meisen in Gebieten mit erhöhtem Aufkommen der giftigen Raupen kann ebenfalls Erfolge bei der Eindämmung erzielen. Meisen nämlich sind natürliche Fressfeinde der Giftrauraupen.
Im Video: So gefährlich sind die Giftraupen wirklich