
Die verschiedenen Gelenkformen
Zur Lieblingsmusik die Hüften schwingen, vor Wut ein Blatt Papier zerknüllen, in die Hocke gehen und ein Kind umarmen – ohne Gelenke würde all das nicht funktionieren. Denn die Verbindungsstücke zwischen zwei oder mehr Knochen garantieren dem Körper überhaupt erst seine Beweglichkeit. Damit wir so flexibel wie möglich sein können, hat sich die Natur verschiedene Gelenkformen ausgedacht. So zum Beispiel Kugelgelenke an Hüften und Schulter. Sie erlauben uns Bewegungen in alle Richtungen. Die Scharniergelenke des Ellenbogens können da nicht so ganz mithalten. Aber immerhin lassen sie uns den Unterarm beugen und strecken. Etwas mehr auf dem Kasten hat das Kniegelenk – es zählt zu den Drehscharniergelenken. Strecken und Beugen klappt auch hier, zusätzlich ermöglicht es leichte Ein- und Auswärtsdrehungen.
Bewegung ist die beste Prävention
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für gut funktionierende Gelenke: Der dazwischenliegende Knorpel muss intakt sein. „Denn er ist als Gleitfläche für einen reibungslosen Bewegungsablauf verantwortlich. Da er nicht durchblutet wird, ist seine Regenerationsfähigkeit in allen Altersgruppen sehr begrenzt“, sagt Prof. Sven Ostermeier, leitender Orthopäde der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Was einmal weg ist, kommt leider nicht wieder. Werden Gelenke durch Übergewicht oder Fehlstellungen (z. B. gehen X-Beine auf die Knie, ein Hallux valgus auf die Hüfte) auf Dauer zu sehr strapaziert und tun wir nichts gegen den Verschleiß, nutzt sich der Knorpel immer mehr ab, es können Entzündungen entstehen. Schlimmstenfalls reiben die Knochen irgendwann direkt aneinander, was extreme Schmerzen verursacht.
Deshalb sollten körperliche Aktivitäten fest zu unserem Alltag gehören. Dabei werden wir nicht nur überflüssige Kilos los. „Bewegung versorgt den Knorpel über die Gelenkflüssigkeit mit wichtigen Nährstoffen“, erklärt der Experte. „Schwimmen und Radfahren sind besonders gelenkfreundlich.“ Die Knorpel profitieren insbesondere von Glucosamin (u. a. in Krabben), Vitamin C (z. B. in Paprika) und Kollagen (u. a. in Gelatine). In speziellen Nahrungsergänzungsmitteln (z. B. „Regulatpro Arthro“, in Apotheken) sind diese Nährstoffe bereits im richtigen Verhältnis enthalten.
Die genannten Maßnahmen können einem Gelenkverschleiß vorbeugen bzw. seinen weiteren Verlauf positiv beeinflussen. Betroffene, die unter Gelenkschmerzen leiden, sollten laut Prof. Ostermeier vor allem im Anfangsstadium ruhig zu pflanzlichen Arzneimitteln greifen. „Bei vielen Arthrose-Patienten zeigt sich dank Brennnesseltee-Behandlung eine zunehmende Beweglichkeit und Schmerzlinderung. Auch der Extrakt der afrikanischen Teufelskralle kann bei Arthroseschmerzen günstig wirken“, berichtet der Orthopäde (z. B. „Salus Brennnesselblätter Arzneitee“ und „Teufelskralle ratiopharm“, beides in Apotheken). Verursacht eine Arthrose Gelenkentzündungen, aktiviert eine Enzym-Therapie (z.B. „Wobenzym“, in Apotheken) die Selbstheilungsprozesse und kann Schmerzen lindern. Letzteres versprechen ebenfalls homöopathische Mittel (z. B. „Rhus toxicodendron D6 DHU“, in Apotheken). Sie wirken sowohl bei akuten als auch chronischen Beschwerden.
Wer lieber cremt und nicht gleich etwas einnehmen möchte, kann auf Salben mit den entzündungshemmen- den Wirkstoffen aus der Echten Arnika (z. B. in „Klosterfrau Arnika Schmerz- Salbe“, in Drogerien) zurückgreifen. Zu- dem entlasten Physiotherapie, Gymnastik und orthopädische Hilfsmittel (Orthesen) die Gelenke. „Sind aber Knorpelabbau und Verlust an Gelenkschmiere bereits weiter fortgeschri en, helfen meist nur noch künstliche Gelenke“, räumt Prof. Ostermeier ein.
Was tun bei Unfällen und Verschleiß?
Auch Verletzungen können das Gelenksystem beschädigen. Häufig betroffen: der Meniskus. Im Knie übernimmt die halbmondförmige Knorpelscheibe die Aufgaben eines Stoßdämpfers. Reißt sie bei einem Unfall, beeinträchtigt das ihre Pufferfähigkeit. Manchmal reicht sogar schon eine falsche Bewegung. „Nicht immer muss bei Meniskusrissen operiert werden. In manchen Fällen bestehen gute Chancen auf eine Selbstheilung. Aber das ist in erster Linie von der Art des Risses sowie vom Alter des Betroffenen abhängig“, so der Facharzt.
Auch Schulterschmerzen müssen nicht unbedingt auf Gelenkverschleiß zurückgehen. Oft liegt die Wurzel des Übels in den Schultersehnen. Sie münden in die Muskeln, die das Schultergelenk stabilisieren. Lagern sich in diesem Bereich Kalziumsalze ein, leiden Betroffene unter einer Kalkschulter. „Über die Ursachen wird viel spekuliert. Stürze und Sehnenrisse können eine Rolle spielen. Ebenso schwere körperliche Arbeit oder Substanzen wie Nikotin“, sagt Prof. Ostermeier. Abhilfe schafft z. B. die Stoßwellentherapie (übernimmt nicht jede Krankenkasse). Dabei lösen Schallwellen die Verkalkung auf.
Um lange beweglich und fit zu bleiben (oder es wieder zu werden), stehen uns also eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung. Nutzen wir sie!