
Die Geburt ist ein aufregendes, emotionales, aber auch kräftezehrendes Erlebnis. Im Schnitt liegen Erstgebärende etwa 13 Stunden in den Wehen, beim zweiten Kind geht es meist schneller. Jede Geburt kann in vier Phasen eingeteilt werden:
Die Latenz- und Eröffnungsphase
Rund 80 Prozent aller Geburten starten mit der Eröffnungsphase, in der die anfänglichen Wehen wieder nachlassen oder sogar ganz verschwinden. In dieser Phase beginnt der Körper sich auf die bevorstehende Geburt vorzubereiten. Der Muttermund fängt an sich auf bis zu drei Zentimeter zu öffnen. In dieser Phase wird gebärenden Frauen geraten, ein Bad zu nehmen. Das warme Wasser entspannt die Wehentätigkeit der Übungs- oder Senkwehen.
Treten die Wehen jedoch in einem kurzen Abstand von 20 bis 30 Minuten auf, handelt es sich um Eröffnungswehen. Das Muskelgewebe des oberen Gebärmutterhalses zieht sich immer mehr zusammen, während sich der untere Teil der Gebärmutter zurückzieht. Der Muttermund öffnet sich weiter. Verkürzt sich der Rhythmus auf drei bis sechs Minuten, ist es Zeit, sich auf den Weg ins Krankenhaus zu machen oder die Hebamme zu benachrichtigen.
Die Hebamme stellt zunächst den Geburtsfortschritt fest, indem sie den Abstand und die Intensität der Wehen misst, die Lage des Kindes und die Öffnung des Muttermundes ertastet. Die Wehen werden nun immer länger und stärker, treten in einem Abstand von zwei bis drei Minuten auf und dauern etwa eine Minute. Die starken Wehen sorgen dafür, dass das Kind voran gepresst wird. Es stößt mit seinem Kopf gegen den Muttermund und lässt ihn weiter öffnen.
Spätestens jetzt platzt die Fruchtblase, wenn sie es nicht schon davor getan hat. Die Hebamme überwacht stets die Herztöne des Babys und prüft, wie weit der Muttermund geöffnet ist. Außerdem ertastet Sie, wie weit sich der Kopf des Babys vorgeschoben hat und ob es sich dabei richtig dreht.
Die Übergangsphase
Diese Phase ist meist nur sehr kurz und leitet die Austreibungsphase ein. Viele gebärende Frauen empfinden diese Phase als die anstrengendste. Um die Schmerzen bei einer Geburt zu lindern, gibt es für werdende Mütter verschiedene Möglicheiten. Ein lokal wirkendes Schmerzmittel kann vor der Geburt, wenn der Muttermund noch nicht vollständig geöffnet ist, gespritzt werden. Gebärende können sich zwischen einer Periduralanästhesie (PDA), eine Spinalanästhäsie oder einen Pudendusblock entscheiden.
Die Wehen werden stärker und unregelmäßiger, wohingegen die Erholungspausen kürzer werden. Der Muttermund öffnet sich vollständig und ist für die Geburt bereit.
Die Austreibungsphase
Die Austreibungs- oder Durchtrittsphase kennzeichnet den Höhepunkt der Geburt und wird in eine sogenannte frühe Austreibungsphase und Pressphase unterteilt. Die Geburtsposition kann von Frau zu Frau variieren. Ob in der Wanne, im Sitzen, Liegen oder Vierfüßlerstand – instinktiv merkt jede Gebärende, welche Stellung die richtige ist.
Kräftige Wehen schieben das Kind weiter in den Geburtskanal. Dabei entsteht Druck auf dem Enddarm, der den Drang zum Pressen auslöst. Der Kopf des Babys sollte möglichst tief im Beckenboden liegen, ehe die Frau mit Unterstützung der Hebamme beginnt zu pressen. Atemtechniken erleichtern das Pressen.
Der Körper schüttet in dieser Phase Hormone aus, die den Geburtsschmerz dämpfen und der Gebärenden ungeahnte Kräfte verleihen. Die Presswehen sind sehr kräftezehrend und anstrengend, weshalb kurze Wehenpausen genutzt werden sollten, um neue Kraft zu tanken. Nach einigen Presswehen ist der Kopf des Babys sichtbar. Die Hebamme stützt nun den Damm von außen, um Verletzungen wie einen Dammriss möglichst zu vermeiden. Eine weitere Wehe bringt Schultern und Körper hervor – dann ist es geschafft und das Baby ist auf der Welt.
Sofern keine Besonderheiten vorliegen, wird nach der Geburt das Baby auf die Brust der Mutter gelegt. Der Erstkontakt stärkt die Mutter-Kind-Bindung positiv. Das Hormon Oxytocin wird vermehrt ausgeschüttet, was zu einer schnelleren Nachgeburt führt.
Die Nachgeburtsphase
In der letzten Phase zieht sich nach der Geburt die Gebärmutter stark zusammen, um die Plazenta von der Gebärmutterwand zu lösen und rauszudrücken. Meist geschieht diese Ablösung 15 bis 30 Minuten nach der Geburt. Löst sich nicht von allein die Plazenta, kann es helfen, dass Baby an die Brust zu legen. Das Stillen schüttet das Hormon Oxytocin aus, was wehenfördernd ist.
Das Ausscheiden der weichen Plazenta ist nicht schmerzhaft. Zusammen mit ihr werden etwa 300 Milliliter Blut ausgestoßen. Die Hebamme prüft, ob sich die Nachgeburt gelöst hat und schabt gegebenenfalls unter kurzer Narkose Geweberest aus. Geburtsverletzungen wie ein Dammriss werden versorgt und genäht. Das Baby wird rundum untersucht, gemessen und gewogen.
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