Das müssen Sie über Geburtshäuser wissen
Schwangere haben in Deutschland das Recht der freien Wahl darüber, wo sie ihr Kind zur Welt bringen möchten. Von diesem Recht macht jede Schwangere gebrauch, die allermeisten Menschen entscheiden sich dabei für eine Geburt im Krankenhaus. In den Kreißsälen der Entbindungsstationen kommen etwa 98 Prozent aller Kinder hierzulande auf die Welt.
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So sehr sich Schwangere aber auf den Geburtstermin freuen, um endlich den kleinen Menschen kennenzulernen, der nun seit Monaten schon ganz dicht unter dem eigenen Herzen heranwuchs, so groß sind auch die Sorgen vor der Entbindung selbst. Geht es schnell? Dauert es lang? Wird es Komplikationen geben? Was für eine Art der Geburt es wird, zeigt sich in den meisten Fällen erst dann, wenn es so weit ist. Bei diesen ganzen Sorgen und Unsicherheiten wünschen sich viele Schwangere etwas mehr Geborgenheit und persönliche Betreuung. Dieses Angebot finden sie in sogenannten Geburtshäusern.
Geburtshäuser sind von Hebammen betriebene Einrichtungen zur ambulanten Geburtshilfe. Schwangere können frei entscheiden, ihr Kind statt auf der Entbindungsstation eines Krankenhauses in einem solchen Geburtshaus zur Welt zur bringen. Hier betreuen Hebammen die Geburt und begleiten die frischen Mütter auch während der Zeit des Wochenbetts durch Hausbesuche.
Hausgeburt oder Geburtshaus?
Die Deutsche Hebammenzeitschrift berichtet, dass es in Deutschland 128 Geburtshäuser gibt. Hier begleiten Hebammen und Ärzte und Ärztinnen Schwangere und ihre Partner und Partnerinnen vor, während und nach der Entbindung. Das erste Geburtshaus in Deutschland öffnete 1987 seine Türen für Schwangere.
Einige Hebammen bieten auch die Begleitung für Hausgeburten an, bei denen Schwangere ihr Kind in den eigenen vier Wänden gebären. Sowohl mit Hausgeburten als auch der Entbindung in Geburtshäusern sind gewisse Risiken verbunden.
Vorteile der Entbindung in einem Geburtshaus
Der große Vorteil und gewissermaßen das Alleinstellungsmerkmal von Geburtshäusern ist die individuelle, sehr persönliche und nahe Betreuung. Schwangere sind mitunter schon einige Monate vor dem errechneten Geburtstermin in Hebammenbetreuung in Geburtshäusern. Schwangere bauen eine enge Verbindung mit den Hebammen auf, die die Geburt später auch begleiten werden. Auch können sich Schwangere an die ruhige und geborgene Umgebung des Geburtshauses gewöhnen.
Die Betreuung in Geburtshäusern ist ganzheitlich und sehr individuell. Von klinischer, unpersönlicher Patientenbehandlung, wie wir sie aus Krankenhäusern kennen, ist hier keine Spur. Das kann Frauen helfen, entspannter und stressfreier in die Entbindung zu gehen und ihre Körper für die Geburt zu befreien. Da die Entbindung in Geburtshäusern als ambulante Geburtshilfe vorgesehen ist, verlassen die Frauen mitunter wenige Stunden nach der Geburt das Geburtshaus und wechseln ins Wochenbett in den eigenen vier Wänden. Hier erfolgt dann die Nachbetreuung durch Hebammen.
Nachteile von Geburtshäusern
Entbindungen in Geburtshäusern können für Frauen wunderschöne Erlebnisse sein – wenn denn alles gut geht. Treten aber Komplikationen auf, die ein schnelles operatives Eingreifen erfordern, können auch die Hebammen im Geburtshaus nicht mehr helfen. Bei Komplikationen und Notfällen muss dann ein schneller Transport in ein Krankenhaus erfolgen. Die Entbindung wird dann im Kreißsaal fortgesetzt.
Dass bei etwaigen Notfällen kostbare Zeit verloren geht, bis Schwangere ins Krankenhaus transportiert werden, ist ein großes Risiko für die Gesundheit der werdenden Mutter und des ungeborenen Kindes. Dieses Risiko sollte bei der Entscheidung für ein Geburtshaus genaustens durchdacht werden. Zeichnet sich während der Schwangerschaft bereits ab, dass es zu Komplikationen kommen könnte, sollten bereits getroffene Vorkehrungen und Abmachungen mit Geburtshäusern überdacht werden.
Ein weiterer Nachteil der Geburtshausgeburten: Die Wartelisten für freie Plätze in den Hebammeneinrichtungen sind enorm lang. Viele Schwangere finden einfach keine Plätze mehr in den Häusern. Wer sich nicht sehr früh um Plätze kümmert und etwas Glück hat, wird kaum Chancen haben.
Aufklärung wichtig
Jede Schwangere hat sicherlich ganz eigene Vorstellungen davon, wie die Entbindung idealerweise ablaufen soll. Doch nicht immer decken sich Wünsche mit der Realität. Schon früh in der Schwangerschaft sollten Sie sich in Geburtshäusern beraten und aufklären lassen. Im gemeinsamen Gespräch mit den Hebammen kann dann erst festgestellt werden, ob das Geburtshaus für Sie die richtige Option ist. Auch kann es im Verlauf der Schwangerschaft zu unvorhergesehenen Entwicklungen oder Komplikationen kommen. Dann sind Geburtshäuser nicht mehr die richtige Wahl.