Fitness- und Gesundheitsapps

Fitness- und Gesundheits-Apps

Hunderte von Mini-Programmen werden zum Runterladen aufs Handy oder Tablet angeboten – für mehr Fitness und Gesundheit. VITAL hat zehn getestet.

Fruchtbarkeitskalender, Migräne- Tagebücher, Apotheken- Finder, Sport-Begleiter und vieles mehr – schon jetzt findet man in der Rubrik „Fitness und Gesundheit“ in den App Stores jede Menge kleine Helfer. Vital wollte wissen: Wer braucht solche Mini-Programme? Bringen sie nur Technik-Freaks Spielspaß oder helfen sie uns wirklich dabei, fit und gesund zu bleiben? Zehn Angebote haben wir genauer unter die Lupe genommen.

So haben wir getestet: Ausprobiert haben wir die sogenannten Apps auf einem iPad von Apple. Bis auf zwei Programme gibt es sie auch für Mobiltelefone (Smartphones) oder Nur-Bildschirm-Computer (Tablets) mit dem Betriebssystem Android.

Wichtig war uns: Basiert die Software auf aktuellen medizinischen Fakten? Sagt sie klar, in welchen Fällen der Benutzer zum Arzt gehen sollte? Liefert sie einen Mehrwert, den andere Quellen (z. B. Internet, Bücher) nicht bieten? Lässt sich die App benutzerfreundlich aufspielen, bedienen und löschen? Verursacht sie versteckte Kosten? Wird Datenschutz gewährleistet?

Der Weg zur App

Technik: Sie brauchen ein Smartphone oder einen Tablet-Computer, auf dem das Betriebssystem iOS von Apple oder Android von der Firma Google installiert ist.

Laden: Mini-Helfer für iOS-Geräte gibt es im App Store, in dem Sie mit der Software iTunes (gratis runterladen auf www.apple.de) stöbern können. Apps für Android-Geräte gibt’s unter https://market.android.com.

Vorsicht: Gratis-Programme haben oft einen sehr begrenzten Funktionsumfang. Wer mehr will, muss zahlen. Andere Apps laufen nur, wenn eine kostenpflichtige Internetverbindung aktiv ist, oder übermitteln den aktuellen Standort des Benutzers an den Hersteller.

Tipp: Immer auf die Einstellungen achten, die eine App am Gerät vornimmt.

Zehn Apps im Test

Impfkalender

Idee gut – Umsetzung schlecht

Regelmäßig kritisiert das Robert-Koch-Institut in Berlin die Impfmüdigkeit in Deutschland. Diphtherie, Tetanus, Grippe – eine App, die das alles im Blick hat, wäre also prima. Doch dies ist eine langweilige und unübersichtliche Minimallösung. Sie beinhaltet nur die Standardimpfungen. Gelbfieber, Malaria, Hepatitis A oder FSME muss der Nutzer selbst eintragen. Und obwohl die App vorgibt, auf das Geschlecht zu achten, werden 12- bis 17-jährige Jungs an eine HPV Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs erinnert. Schwach. Auch die Infos zu den Impfstoffen sind eher spärlich und teilweise veraltet.
Bewertung:
mittelmäßig und wenig geeignet, den Impf-Eifer zu steigern. kostenlos - einer von sechs möglichen Punkten

Medizinfuchs

Apotheke für Schnäppchenjäger

Medizinfuchs
Medizinfuchs

Wer akute Beschwerden hat, braucht sofort Hilfe und sucht nicht lange nach der günstigsten Apotheke. Anders sieht es bei Patienten aus, die ständig Medikamente nehmen müssen. Sie können mit dieser App Geld sparen. Laut Hersteller vergleicht sie die Preise von über 350 000 frei verkäuflichen und rezeptpflichtigen Produkten. Versandapotheken, die das Medizinfuchs-Portal für ihre Vermarktung nutzen, geben ihre Angebote in das System ein. Es lässt sich nach knapp 30 Anwendungsgebieten, den Produktnamen oder den Pharmazentralnummern durchsuchen. Darf die App den Standort des Benutzers ermitteln und sind iPhone oder iPad „online“ – nur dann! –, liefert sie umfangreiche Informationen und günstige Bestellmöglichkeiten.
Bewertung:
Nichts für den Akut- oder Notfall, aber für Sparfüchse, die dauerhaft Arzneimittel brauchen, eine Hilfe. kostenlos - drei von sechs möglichen Punkten

TK Klinikführer

Blitzschnell das beste Krankenhaus finden

TK Klinikführer
TK Klinikführer

Für ihren Klinikführer, erhältlich als App und im Internet, wertet die Techniker Krankenkasse in Hamburg Qualitätsberichte von mehr als 2000 Kliniken in Deutschland aus, die diese alle zwei Jahre vorlegen. Dazu kommen Angaben aus circa 300 000 Fragebögen pro Jahr, die TK-Versicherte nach einem Klinikaufenthalt freiwillig ausfüllen und einschicken. Eine gewaltige Datenmenge, die sich mit der App bequem durchsuchen lässt. Welche Krankenhäuser in meiner Nähe sind gut? Welche haben die meiste Erfahrung mit bestimmten Diagnosen oder OP-Verfahren? Diese Fragen kann das Programm beantworten. Die Ergebnisse werden übersichtlich und jeweils nach der Gesamtzufriedenheit der Patienten geordnet angezeigt.
Bewertung:
Wo werde ich optimal behandelt? Jeder Patient stellt sich diese Frage. Diese App beantwortet sie fundiert und schnell. kostenlos - fünf von sechs möglichen Punkten

LärmApp

Ein guter Mahner für die Ohren

LärmApp
LärmApp

Entwickelt in München, herausgegeben vom Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte in Neumünster: Die „Lärm App“ misst über das eingebaute Mikrofon des iPhone oder iPad kontinuierlich den aktuellen Geräuschpegel in der Umgebung und zeigt ihn in Dezibel, kurz dB, auf dem Bildschirm an. Direkt darunter wird eingeblendet, ob Gefahr für die Ohren des Nutzers besteht. Ein Schalter „Vergleichswerte“ öffnet eine kurze Tabelle, die klarmacht, wie schnell Lärm das Gehör schädigt. Was er im Ohr anrichtet und wie sich jeder schützen kann, erklärt die App im Info-Teil. Einziger Nachteil: Der Messbereich endet leider bei 105 dB (etwa Disco-Lautstärke).
Bewertung:
Viele Menschen bemerken den ständigen Lärm im Hintergrund nicht mehr. Doch das Gehör braucht regelmäßig Ruhe, um sich zu erholen. Die LärmApp hilft dabei. Tolle Idee! kostenlos - fünf von sechs möglichen Punkten

Homoe1aid

Fataler Ersthelfer

Stellen Sie sich vor, Sie kommen an eine Unfallstelle. Per iPhone rufen Sie den Notarzt und tippen dann erst mal sämtliche Beschwerden des Verletzten ein, um ein passendes homöopathisches Mittel für ihn zu finden. Absurd? Genau das will diese App – und empfiehlt dann auch noch stets dieselben drei Präparate. Nach Meinung der Entwickler gehören sie „an jeden Schlüsselanhänger“. Unglaublich! Nur die guten Tipps und Anleitungen zum richtigen – nicht homöopathischen! – Verhalten im Notfall halten davon ab, die App sofort wieder zu löschen.
Bewertung:
Homöopathie bei Unfällen – eine gefährliche Idee! kostenlos, nur für iOS-Betriebssystem !!!!!! - null von sechs möglichen Punkten

MedMerker

Passabler Gesundheits-Manager

Seit wann leidet der Sohn unter Heuschnupfen? War die Tochter bei der Krebs-Vorsorge? Wann soll Opa zur Darmspiegelung? Der MedMerker der DAK hat alles im Griff – vorausgesetzt, der Benutzer füttert ihn zuvor mit diversen Daten. Personenprofile, Krankengeschichten, Ärztelisten, Notfallkontakte müssen mühsam eingetippt werden. Danach erinnert die App aber zuverlässig an alle Termine. Die Infos zu den einzelnen Vorsorgeuntersuchungen beschränken sich leider auf das Nötigste; was der Arzt genau untersuchen sollte, erfährt man nicht. Schade.
Bewertung: Nach aufwendiger Vorarbeit wird diese App ein brauchbarer Helfer. Der Info-Teil ist zu spärlich. kostenlos - drei von sechs möglichen Punkten

FoodCheck

Für Besser-Esser

FoodCheck
FoodCheck

Klar, bei Fertig- und Tiefkühlgerichten raufen sich Ernährungsexperten die Haare. FoodCheck zeigt gnadenlos, warum und das so, dass es jeder Laie versteht. Einfach den Produktnamen eintippen und schon sieht man, wie viel Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker, Salz und Kalorien im Gericht stecken. Die Ergebnisse werden jeweils rot, gelb oder grün unterlegt. Dreht man das Gerät um 90 Grad, erfährt man, wie viel vom durchschnittlichen Tagesbedarf schon abgedeckt sind – unangenehme Aha-Erlebnisse inklusive. Außerdem legt die Software Speisepläne an und kann BMI, Idealgewicht und den persönlichen täglichen Kalorienbedarf berechnen.
Bewertung:
Diese App öffnet die Augen! Bewusster essen war nie einfacher. Preis: 1,59 Euro, nur für iOS-Betriebssystem - fünf von sechs möglichen Punkten

RückenDoc HD

Eine sehr gute Investition für eine gesunde Wirbelsäule

Mit ihrem Preis gehört die App eindeutig zu den Hochpreisigen. Entsprechend viel dürfen die Nutzer erwarten – und sie werden nicht enttäuscht. Mit dem Neurochirurgen Dr. Philipp Tanner haben die Programmierer eine tolle Rückenschule entwickelt. Die 26 Übungen werden sehr gut mit Fotos und Videos erklärt. Dazu erhält man ein zehnminütiges Schnellprogramm für Eilige und drei informative Kurzfilme über Wirbelsäule, Rumpfmuskulatur und Bandscheibenvorfall. Nachvollziehbare Grundregeln und ein Kalender mit Erinnerungsfunktion runden die App ab.
Bewertung: ist ihr Geld wert. Hinter Rückenschmerz steckt meist Bewegungsmangel – hier setzt die App an. Preis: 9,99 Euro - fünf von sechs möglichen Punkten

Autogenes Training

Siebenwöchiger Entspannungskurs mit akustischem Haken

Praktisch: Mit dieser App haben Gestresste ihren Entspannungstrainer stets dabei. Geboten werden sieben Trainingsprogramme, neun bis elf Minuten lang, mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Jedes ist jeweils für eine Woche gedacht. Eine 27-minütige Meditation schließt den Siebenwochenkurs ab. Zusammengestellt hat ihn die Yoga- und Pilates-Lehrerin Iris Bellinger-Biehl aus Geisenhausen bei München. Im Info-Teil wird anschaulich erklärt, wie autogenes Training wirkt und am besten funktioniert. Einziger Haken: Die Frauenstimme, die alle Anweisungen in den Programmen spricht, nervt und reißt aus der Entspannung wieder heraus. Die schöne Musik im Hintergrund ist viel zu leise.
Bewertung: Könnte ein entspannender Begleiter sein – wenn die Stimme schmeichelnder wäre. Bitte nachbessern! Preis: 2,99 Euro - vier von sechs möglichen Punkten

Office-Fitness

„Keine Zeit“ gilt nicht

Sport im Büro? Diese App macht’s möglich. Daniela Vogeley, Ostheopathin in Bonn, hat verblüffend viele Übungen zusammengetragen, die alle kaum länger als zwei Minuten dauern und problemlos in Business-Kostüm oder Anzug möglich sind. Sie kräftigen, entspannen, stärken den Kreislauf oder liefern neue Motivation. Witzige Namen („Der malende Elefant“, „Office- Tarantella“) und die Möglichkeit, stehend oder im Sitzen zu trainieren, machen es noch leichter. Ein Planer erinnert zuverlässig an die nächste Mini-Pause.
Bewertung:
bringt Spaß! Schade, dass keine Videos von den tollen Übungen dabei sind. kostenlos - fünf von sechs möglichen Punkten

Gute Apps erkennen

3 Fragen an Christoph Dirkes, Buchautor und Mediendesigner aus Neuenkirchen

Was zeichnet eine gute App aus?
Eine ansprechende Grafik. Und ein gut strukturiertes Menü, das intuitive Bedienung und schnelle Reaktionen auf Usereingaben zulässt. Und natürlich der Mehrwert für den Nutzer.

Buchtipp

„What’s App“ von Christoph Dirkes und Alexander Schütte, Südwest, 112 Seiten, 7,95 Euro

Und was sind absolute No-Gos?
Unnötige Wartezeiten, Programmabstürze und das Fehlen einer stringenten Bedienung. Das Schlimmste sind Apps, die unwissentlich vom Benutzer Daten sammeln und z. B. Bewegungsprofile erstellen, um diese anderweitig zu nutzen. Durch die Ortung des Nutzers können diese Programme z. B. personalisierte Werbung von Anbietern im nahen Umkreis versenden.

Bieten kostenlose Apps weniger als die kostenpflichtigen?
Nein, oft lassen sie sich in Funktionsumfang und Bedienungsfreundlichkeit durchaus mit kostenpflichtigen vergleichen oder sind sogar besser. Vorsicht aber bei kostenfreien Apps, die von Werbung überladen sind und ihren Mehrwert erst preisgeben, wenn man durch überteuerte Zukäufe zur Kasse gebeten wird.

Worauf sollten wir bei Gesundheits-Apps achten?
Solche Apps haben einen direkten Einfluss auf den User. Sie sollten deshalb vorher mit einer sachkundigen Person besprochen werden. Gesundheits-Apps stützen sich meist auf Richtwerte. Deshalb können sie die Analyse der individuellen physischen Konstitution nicht ersetzen – und einen Arzt sowieso nicht.

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