Corona: Zu diesem Zeitpunkt besteht die höchste Ansteckungsgefahr

Corona: Zu diesem Zeitpunkt besteht die höchste Ansteckungsgefahr

Weil sich das Coronavirus so schnell verbreitet, muss die Bevölkerung Kontaktbeschränkungen, ausreichend Abstand und Hygienemaßnahmen einhalten. Aktuelle Forschungsergebnisse verraten, zu welchem Zeitpunkt Erkrankte am ansteckendsten sind.

Studie: Hälfte aller Erkrankten infizieren sich vor Symptombeginn

Eine Erkrankung infolge des Coronavirus kann man nur selten ausschließen, denn die Inkubationszeit von Sars-CoV-2-Infektionen kann bis zu zwei Wochen andauern. Wissenschaftler haben sich genauer damit beschäftigt, wann Personen ansteckend sind und ob das Virus häufiger vor oder während der Symptomphase übertragen wird. Das Ergebnis: Es gibt einen ganz bestimmten Zeitpunkt, zu dem Infizierte besonders ansteckend sein sollen.

Laut einer chinesischen Studie der University of Hong Kong (HKU) geschehen 44 Prozent der Ansteckungen schon vor Symptombeginn. Das würde heißen, dass sich etwa die Hälfte aller Infizierten bei jemandem angesteckt haben, der zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht sichtbar erkrankt war.

Zu diesem Zeitpunkt sind Corona-Infizierte am ansteckendsten

Auch der Virologe Christian Drosten setzte sich mit dieser Studie auseinander und erklärt: „...Dann ist der Häufigkeitsgipfel bei der Infektiosität sogar einen halben Tag vor dem Symptombeginn, im Mittel“. Das bedeutet also, dass an Sars-CoV-2 Erkrankte im Durchschnitt etwa einen halben Tag vor Ausbruch der Symptome am ansteckendsten sind! Übertragbar ist das Virus durchschnittlich gesehen schon etwa zweieinhalb Tage vor Ausbruch der ersten Symptome.

Mittlerweile werden die Erkenntnisse von offiziellen Seiten unterstützt. Es wird als wissenschaftlich gesichert angesehen, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 im Zeitraum um den Beginn der Krankheitszeichen am größten ist und, dass ein erheblicher Teil der Übertragungen schon vor dem Auftreten der Krankheitszeichen folgt. Nicht sicher festgelegt ist der genaue Zeitraum, in dem die infizierte Person ansteckend ist. Jedoch steht fest, dass die Ansteckungsgefahr im Laufe der Erkrankung geringer wird.

Das Einhalten der Abstands- und Hygienemaßnahmen ist demnach also nach wie vor essentiell – selbst, wenn man (noch) keine Symptome feststellen kann.

Studie: Ansteckungsrisiko in Innenräumen

Martin Kriegel und Anne Hartmann vom Hermann-Rietschel-Institut an der TU Berlin haben berechnet, wie hoch das Infektionsrisiko über Aerosole in geschlossenen Räumen ist – und unterschiedliche Situationen miteinander verglichen. Die Ergebnisse sind noch nicht von Fachkollegen überprüft worden, von daher können mögliche Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der sogenannte R-Wert spielt eine wichtige Rolle bei den Berechnungen von Kriegel und Hartmann. Er gibt die Anzahl Angesteckter bei einer gleichzeitig anwesenden infizierten Person in einem Innenraum an. Ist R kleiner oder gleich 1, dann geht die Anzahl der Neuinfektionen zurück.

Ein hohes Ansteckungsrisiko besteht demnach in Großraumbüros und Klassenräumen. Ein geringes Risiko ist in Theatern, Museen oder Opern, die gering ausgelastet sind, in Friseurläden sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln zu erwarten – vorausgesetzt, dass Masken getragen und Abstände eingehalten werden. Mit einem medizinischen Mund-Nasen-Schutz kann der Aerosolausstoß und die eingeatmete Menge den Forschern zufolge um rund 50 Prozent reduziert werden. „Was klar aus der Studie hervorgeht ist, dass es vor allem die Situationen sind, in denen wir uns gerne aufhalten, die ungünstig sind“, fasst Kriegel im Interview mit Spiegel Online zusammen. „Situationen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen: Da kann man gar nicht ausreichend lüften, es wird immer eine ungünstige Situation bleiben.“

Grafik: Infektionsrisiko in Innenräumen

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