Asthma bei Übergewichtigen – höheres Risiko und ernstere Symptome

Asthma bei Übergewichtigen – höheres Risiko und ernstere Symptome

Eine Asthmaerkrankung kann besonders bei Menschen mit Übergewicht gefährlich werden. Wir erklären Ihnen alles zu Ursachen, Symptomen und Behandlung.

Mann Asthmaspray© iStock/BrianAJackson
Bei Asthma handelt es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung.

Bei Asthma handelt es sich um eine anfallsweise auftretende Erkrankung, die Symptome wie Atemnot, Kurzatmigkeit, pfeifende Atmung, Engegefühl in der Brust und Husten verursacht. Die Krankheit kann unterschiedliche Ursachen haben, weswegen es zwischen verschiedenen Arten zu unterscheiden gilt:

  • Asthma bronchiale
  • Asthma cardiale
  • Asthma nasale
  • Asthma spasticum
  • Asthma uraemicum

Das „Asthma cardiale“ hängt mit einer Linksherzinsuffizienz zusammen und wird durch vermehrte Blutstauung im Lungenkreislauf ausgelöst, während „Asthma spasticum“ vorwiegend auf Spasmen beruht, „Asthma uraemicum“ infolge einer Urämie entsteht und „Asthma nasale“ durch Erkrankungen der Nasenhöhle hervorgerufen wird. Letztere Art kann zum „Asthma bronchiale“ führen, das sich durch eine erhöhten Empfindlichkeit der Bronchien und eine Verengung der Atemwege äußert. Wenn von Asthma die Rede ist, handelt es sich im Regelfall um das chronische „Asthma bronchiale“. In diesem Artikel möchten wir uns näher befassen, wie sich Asthma beziehungsweise „Asthma bronchiale“ bei Übergewichtigen äußert, denn von Übergewicht betroffene Menschen gelten als Risikogruppe und haben überproportional häufig mit Atemproblemen zu kämpfen.

Ursachen von Asthmaanfällen

Da Asthma eine anfallsweise auftretende Erkrankung ist, gibt es unterschiedliche Faktoren, die einen Asthmaanfall auslösen können. Grundsätzlich hängt Asthma mit unserem Immunsystem zusammen, da dieses uns vor Eindringlingen und schädlichen Umweltreizen schützt. Das ist auch bei Asthma der Fall, aber das Immunsystem reagiert überempfindlich auf Reize, die für unseren Körper eigentlich gar nicht bedrohlich wären und das mit überzogenen Abwehrreaktionen. Diese Abwehrreaktionen haben den Zweck, die Auslöser schnellstmöglich aus dem Körper zu befördern, was mit einer ausgeprägten Verkrampfung der Atemmuskulatur, der Produktion von übermäßigen Schleimmengen und einer Schwellung der Bronchien einhergeht. Das wiederum führt zu typischen Asthma-Symptomen wie Atemnot.

Wodurch ein Asthmaanfall letztendlich hervorgerufen wird, ist von Person zu Person unterschiedlich und nicht jeder Faktor ruft bei jedem Asthmatiker die gleichen Beschwerden hervor. Ein Asthmaanfall kann beispielsweise mit Abgasen, Atemwegsinfekten, körperlicher Anstrengung, kalter Umgebungsluft und Stress zusammenhängen, aber bei allergischem Asthma können auch diverse Allergene wie Chlor, Nüsse, Pollen, Hausstaubmilben oder Schimmelpilze die Ursache sein. Betroffene sollten infolgedessen versuchen, potenzielle Auslöser weitgehend zu meiden, um die eigenen Beschwerden zu umgehen. In jedem Fall steht außer Frage, dass Asthma gerade bei Übergewichtigen oft ein Problem darstellt. Zum einen haben Übergewichtige ein erhöhtes Risiko an Asthma zu erkranken, zum anderen sind die Symptome oft schlimmer als bei Betroffenen mit einem gesunden Körpergewicht.

Übergewichtige haben ein erhöhtes Risiko an Asthma zu erkranken

Es gibt einige Risikofaktoren, die eine Asthma-Erkrankung begünstigen können und Übergewicht gehört dazu. Tatsächlich ist die Entwicklung von „Asthma bronchiale“ mit einem Body Mass Index (BMI) über 25 etwa 50 % höher als bei Normalgewichtigen und bei einem BMI über 30 liegt sogar ein doppelt so hohes Risiko vor. Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen wird das Risiko dabei nicht von dem jeweiligen Geschlecht beeinflusst, sondern übergewichtige Männer und Frauen sind etwa in demselben Maße betroffen: Je höher das Übergewicht, desto eher wahrscheinlicher ist eine Asthma-Erkrankung. Doch woran liegt das eigentlich?

Das erhöhte Asthma-Risiko von Übergewichtigen hat spezifische Gründe und der entscheidende Faktor ist die Tatsache, dass sich das überschüssige Fett bei Betroffenen nicht nur im Bauchraum, sondern auch an den Wänden der Bronchien ablagert. Das in den Bronchien eingelagerte Fettgewebe nimmt zusätzlichen Raum ein und behindert dadurch den Atemfluss – das Resultat sind vermehrte Entzündungsprozesse in der Lunge und eine Atemwegsverengung. Das überschüssige Fettgewebe stellt sowohl für das Herz als auch für die Lunge eine physische Mehrbelastung dar. Das hängt auch damit zusammen, dass das Fettgewebe nicht nur Fett, sondern auch Cytokine bildet, welche als Mediatoren für immunologische Reaktionen bei Entzündungsprozessen fungieren.

Die Symptome von Asthma werden durch Überwicht verschlimmert

Asthma-Symptome werden durch unterschiedliche Faktoren wie beispielsweise Rauchen verschlimmert und dasselbe gilt für Übergewicht. Wer bereits an Asthma leidet, muss damit rechnen, dass ein ungesundes Gewicht in ernsteren Symptomen resultiert. Die Ursache hierfür sind höchstwahrscheinlich im Fettgewebe gebildete Botenstoffe, welche vermehrt ins Blut ausgeschüttet werden. Fakt ist, dass weniger als 20 % der Normalgewichtigen unter schwerem Asthma leiden, während etwa die Hälfte der Übergewichtigen mit schweren Asthma-Symptomen zu kämpfen hat, was jedoch nicht nur an den vom Fettgewebe ausgesendeten Botenstoffen liegt. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Tatsache, dass Übergewichtige wegen ihres höheren Körpergewichts mehr Atemarbeit als Normalgewichtige leisten müssen, weswegen auch andere Atemerkrankungen wie Corona oft einen schwereren Verlauf haben.

Was Übergewichtige bei Asthma tun können

Leider handelt es sich bei Asthma um eine chronische Erkrankung, die nicht heilbar ist, aber Betroffene können unterschiedliche Maßnahmen treffen, um die Häufigkeit von Anfällen zu reduzieren und deren Symptome zu lindern. Grundsätzlich gehen Übergewichtige dabei auf dieselbe Weise vor, wie es Normalgewichtige tun würden und beispielsweise das Asthmaspray spielt eine Rolle. Allerdings konzentriert sich die Asthma-Therapie bei Übergewichtigen nicht nur auf einen beschwerdefreien Alltag und eine „normale“ körperliche Leistungsfähigkeit, sondern auch auf eine Gewichtsabnahme. Besagte Gewichtsabnahme sollte möglichst gesund erfolgen und hierfür bieten sich folgende Maßnahmen an:

  • Weniger zuckerhaltige Lebensmittel wie Softdrinks
  • Muskelaufbau durch Krafttraining
  • Mehr Bewegung (Fahrradfahren, Joggen etc.)
  • Keine gefährlichen Diäten
  • Moderater Alkoholkonsum
  • Einnahme von Statinen

Das Problematische ist, dass manche dieser Maßnahmen übergewichtigen Asthmatikern Probleme bereiten können und diesbezüglich gilt es insbesondere körperliche Betätigung zu nennen. An sich ist Sport eine plausible Option, um Gewicht zu verlieren, aber bei Übergewichtigen mit Asthma kann er zu unangenehmen Anfällen führen. Nicht ohne Grund ziehen viele Übergewichtige andere Möglichkeiten vor, um Gewicht zu verlieren und neben einer Ernährungsumstellung bietet sich gegebenenfalls auch die Einnahme von Statinen an. Bei Statinen handelt es sich um Fettsenker, welche die Blutfettwerte reduzieren und infolgedessen eine potenzielle Option zur Standard-Asthmatherapie darstellen. Es gibt bereits Studien, die nachweisen konnten, dass Übergewichtige Asthmatiker ihre Erkrankung mit Statinen besser unter Kontrolle haben. Trotzdem sollten die Fettsenker beziehungsweise Cholesterinsenker nur mit Bedacht verschrieben werden, da sie zu Nebenwirkungen wie Muskelkrämpfen und einem schlechteren Zellwachstum führen können.

Nichtmedikamentöse und medikamentöse Maßnahmen

Eine Asthma-Therapie umfasst im Regelfall sowohl nichtmedikamentöse als auch medikamentöse Maßnahmen. Bei den nichtmedikamentösen Maßnahmen geht es unter anderem darum, dass Asthmatiker ihre Krankheit besser verstehen und ihr Leben im besten Fall entsprechend anpassen. Dazu gehört auch, potenziellen Auslösern aus dem Weg zu gehen. Was das für Auslöser sind, ist wie gesagt individuell und infolgedessen sollte auch die Asthma-Therapie immer auf die jeweilige Person zugeschnitten sein. Wer beispielsweise bei Stress häufig mit Asthmaanfällen zu kämpfen hat, sollte unnötige Strapazen möglichst vermeiden und gegebenenfalls Entspannungsübungen wie autogenes Training oder Meditation durchführen. Bei Übergewichtigen spielt zudem körperliches Training eine Rolle, da dieses beim Abnehmen helfen kann. Allerdings ist es wichtig, sich auf Übungen zu fokussieren, die den Körper beziehungsweise die Atmung nicht übermäßig strapazieren. Zudem sollten weitere Faktoren wie eine gute Ernährung und ein gesundes Schlafverhalten berücksichtigt werden. Alles in allem bieten sich folgende nichtmedikamentöse Therapiemaßnahmen an:

  • Tabakentwöhnung
  • Atemtechniken
  • Entspannungsübungen
  • Gewichtsreduktion
  • Asthmaschulungen

Nichtmedikamentöse Maßnahmen allein reichen jedoch oftmals nicht aus, um die Erkrankung in den Griff zu bekommen und ein normales Leben führen zu können. Aus diesem Grund nimmt ein Großteil der Asthmatiker Medikamente ein und wie sich die medikamentöse Therapie äußert, hängt von der jeweiligen Therapiestufe ab. Die Therapiestufe richtet sich danach, wie gut die aktuelle Kontrolle über die Erkrankung ist und je höher die Therapiestufe, desto intensiver die medikamentöse Therapie. Normalerweise versuchen Ärzte dabei möglichst „behutsam“ vorzugehen und eine Therapiestufe zu wählen, die eine gute Kontrolle bietet und möglichst wenige Nebenwirkungen verursacht. Wichtig ist, dass die jeweilige Therapiestufe von einer Asthmaschulung begleitet wird, damit Betroffene richtig mit ihrer Erkrankung umgehen. Im Gegensatz zu einigen anderen Krankheiten ist es bei Asthma schließlich wichtig, dass Patienten aktiv an einer Verbesserung ihrer Situation arbeiten.

Bei Asthmamedikamenten gilt es zwei Gruppen zu nennen: Controller und Reliever. Controller sind antientzündliche und müssen über einen längeren Zeitraum eingenommen werden (Langzeittherapie), während Reliever bronchienerweiternd sind und bei akuten Beschwerden eingesetzt werden (Bedarfstherapie). Die bekanntesten Reliever sind Asthmasprays – insbesondere Beta-2-Sympathomimetika (SABA) – zum Inhalieren und die meisten dieser Bronchodilatatoren enthalten Fenoterol, Formoterol, Salbutamol oder Terbutalin. Das Gute an entsprechenden Sprays ist, dass sie akute Asthma-Symptome effektiv lindern, aber sie haben keinen Einfluss auf die Entzündung. Dasselbe gilt bei Beta-2-Sympathomimetika (LABA), die in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung zum Einsatz kommen. Im Gegensatz zu SABA sollten LABA jedoch nur in Kombination mit antientzündlichen inhalativen Cortisonpräparat (ICS) genutzt werden.

Da Reliever bei akuten Beschwerden helfen, werden sie von praktisch allen Asthma-Patienten genutzt und bei Übergewichtigen gilt das umso mehr, da die Symptome im Regelfall deutlich stärker ausfallen. Es ist jedoch wichtig, Asthmasprays richtig zu inhalieren, damit die Medikamente in ausreichender Menge in der Lunge ankommen. Die richtige Inhalationstechnik ist also entscheidend, wenn es um die Wirksamkeit von Inhalatoren geht. Leider gibt es nach wie vor viele Asthmatiker, die Inhalatoren falsch verwenden, weswegen eine Einweisung durch einen Arzt oder einen Apotheker dringend zu empfehlen ist. Zudem sollte erwähnt werden, dass nicht alle Inhalatoren gleich sind, weswegen es besser ist, einmal ausgewählte Inhaliergerät nicht zu wechseln. Grundsätzlich ist der Prozess beim Inhalieren aber immer derselbe und erst einmal wird das Spray geschüttelt. Anschließend atmet der Betroffene aus, bevor er das Gerät in den Mund nimmt, das Medikament mit dem Spray hineinsprüht und einatmet. Dieser Prozess wird so oft wiederholt, bis eine Besserung der Symptome eintritt.

Zusätzlich dazu sollte erwähnt werden, dass es bei der Therapie Besonderheiten bei Kindern und Jugendlichen gibt. Die Grundlagen der Therapie sind zwar gleich, aber bei jungen Patienten ist es umso wichtiger, mögliche Nebenwirkungen zu minimieren, weswegen die geringste mögliche Dosis herausgefunden werden sollte. Zudem ist bei Kindern und Jugendlichen eine gute ärztliche Betreuung vonnöten und dasselbe gilt für eine Asthmaschulung, denn gerade jüngere Menschen haben es oft schwer, ihr Leben an die chronische Erkrankung anzupassen.

Bedeutung von Asthmaschulungen

Die Erkrankung „Asthma bronchiale“ ist unheilbar und infolgedessen begleitet sie Betroffene ein Leben lang. Daher ist es wichtig, sein Leben anzupassen, um den Alltag mit der Krankheit bestmöglich zu meistern. Für diesen Zweck gibt es in ganz Deutschland Patientenschulungen beziehungsweise Asthmaschulungen. Dabei handelt es sich um qualitätsgeprüfte Schulungsangebote für chronisch kranke Menschen. Besagte Asthmaschulungen finden ergänzend zur ärztlichen Beratung statt und dienen in erster Linie der Wissensvermittlung. Da es sich um eine notwendige Maßnahme handelt, werden die Kosten der Schulungen zu einem großen Teil von den Krankenkassen übernommen und das gilt insbesondere dann, wenn eine hohe Therapiestufe vorliegt.

Asthmaschulungen sind erforderlich, da Ärzte Asthma-Patienten nicht kontinuierlich betreuen können und Betroffene somit – zu einem gewissen Grad – selbst für die Behandlung verantwortlich sind. Zum einen sollen Asthmaschulungen theoretisches Wissen zur Krankheit vermitteln, zum anderen sollen sie zeigen, wie sich die Krankheit im Alltag meistern lässt beziehungsweise welche praxisbezogenen Maßnahmen dabei helfen. Zu dem vermittelten Wissen gehören unter anderem Informationen zu Therapiemöglichkeiten, Risikofaktoren und Inhalationstechniken, aber auch das richtige Verhalten in Notfällen wird gelehrt. Fakt ist, dass Patientenschulungen äußerst effektiv sind, denn deren Nutzen konnte bereits in zahlreichen Studien nachgewiesen werden. Durch entsprechende Trainingsangebote haben es Betroffene leichter, von Ärzten empfohlene Therapiemaßnahmen einzuhalten und das hilft dabei, ein möglichst beschwerdefreies Leben zu führen. Zwar kommt es immer noch zu Notfällen, bei denen Asthmatiker ins Krankenhaus müssen, aber solche Vorfälle sind relativ selten. Damit Schulungen ihren Zweck erfüllen, ist es jedoch wichtig, dass Patienten regelmäßig daran teilnehmen und entsprechende Angebote ernst nehmen – das gilt sowohl für normalgewichtige als auch übergewichtige Menschen.

Übergewichtige sollten Asthma immer ernst nehmen

Im Gegensatz zu einigen anderen chronischen Lungenerkrankungen ist Asthma nur bedingt gefährlich, da die Lebenserwartung bei guter Behandlung der eines gesunden Menschen entspricht. In Zentraleuropa ist die Sterblichkeit dank guter medizinischer Versorgung gering und im Schnitt sterben pro Jahr zwischen ein und acht Personen von 100.000 Einwohnern an Asthma. Andere Erkrankungen der Atemwege wie COPD sind um einiges gefährlicher und senken die Lebenserwartung im Durchschnitt um fünf bis sieben Jahre. Trotzdem sollten Übergewichtige „Asthma bronchiale“ immer ernst nehmen, da sie als Risikogruppe gelten und Asthma ohne Behandlung die Funktionsfähigkeit der Lunge beeinträchtigen kann. Das muss zwar nicht zum Tod führen, kann jedoch die Lebensqualität stark senken, da körperliche Belastung nicht oder nur noch schwer möglich ist. Übergewichtige mit Asthma sollten daher die Möglichkeiten nutzen, die ihnen in Deutschland zur Verfügung stehen.

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