
Was wird einem Allergikerheute nicht alles von Industrie, Ärzten und Therapeuten versprochen: „Mache eine Diät, und du reagierst kaum noch allergisch auf das Fell deiner Katze“ – „Lutsche Grastabletten, und du wirst deinen Heuschnupfen los“ – „Lass dich von Akupunkturnadeln piksen, und deine Neurodermitis wird besser.“ Viele der Betroffenen – das ist heute schon jeder dritte Deutsche – leiden chronisch unter einem hypersensiblen Immunsystem und probieren in ihrer Verzweiflung eine Behandlungsmethode nach der anderen aus. Oft leider nicht mit dem erhofften Erfolg. Im besten Fall geht ein neuer Therapieversuch nur ans Portemonnaie. Im schlimmsten weitet sich die Allergie durch das Verschleppen z. B. zu Asthma aus.
ADRESSEN
Ärzteverband Deutscher Allergologen, Blumenstr. 14, 63303 Dreieich, Tel. 0 61 03/6 22 73, www.aeda.de
Allergiezentrum Wiesbaden, An den Quellen 10, 65183 Wiesbaden, Tel. 06 11/8 90 43 81, www.allergiezentrum.org
Aber woher soll der medizinische Laie auch wissen, was hilft und was nicht? Exklusiv für VITAL hat Allergieexperte Prof. Ludger Klimek vom Zentrum für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden die 20 häufigsten Therapien einem kritischen Check unterzogen. Von Akupunktur bis Phytotherapie erfahren Sie, welche Methode aus Schul- und Alternativmedizin das Zeug zu einer effektiven Behandlung Ihrer Allergie hat - und zwar mit Erfolgsgarantie!

Akupunktur
Die Nadelstiche sind ein Baustein der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Immer mehr Mediziner setzen sie als Alternative oder ergänzende Behandlungsform bei Allergien ein. Den Wirknachweis leiten sie aus der Theorie der TCM ab: An Allergien ist eine Schwäche des Milz-Bauchspeicheldrüsen-Systems schuld. Als Folge wird z.B. bei Heuschnupfen die Lebensenergie, das Qi, in den oberen Atemwegen zu stark. Es kommt zu einer hyperaktiven Funktion der Nasenschleimhäute mit kribbelnder Nase, Niesattacken und Schnupfen. Die filigranen Stahlnadeln auf den Meridianen – den Leitbahnen des Qi – in Ohrmuschel oder anderen Körperarealen stärken die geschwächte Milz. Die Allergiesymptome lassen nach. Acht bis zwölf Sitzungen, zwei bis drei Wochen vor Beginn der Heuschnupfensaison sollen die Pollenallergie im Keim ersticken. Die Kosten von ca. 30 bis 70 Euro pro Anwendung muss der Allergiker oft aus eigener Tasche bezahlen.

Das meint der Experte: „Viele Studien belegen die Effektivität der Akupunktur bei der Behandlung von Allergien und allergischem Asthma. Daher hat die Weltgesundheitsorganisation die Akupunktur auch in die Indikationsliste aufgenommen. Weder in der Traditionellen Chinesischen Medizin noch im Rahmen moderner Behandlungskonzepte wird sie als Einzeltherapie aufgefasst, sondern sollte ergänzend zu anderen Methoden eingesetzt werden. Auch zur Hyposensibilisierung und zur medikamentösen Behandlung.“
NOTE: SEHR GUT
Antihistaminika
Diese Medikamente unterdrücken die allergische Reaktion des Körpers. Ältere Substanzen blocken die negativen Wirkungen des körpereigenen Gewebehormons Histamin ab. Genauer gesagt, ist es ein Hormon unseres Abwehrsystems, das die Allergie regelrecht anfeuert. Moderne Präparate besetzen gleichzeitig die Andockstellen für Histamin an jeder Körperzelle. Antihistaminika gibt es als Tabletten, Augen- oder Nasentropfen, Salben und Aerosole zum Inhalieren. Sie sind teilweise rezeptpflichtig, viele von ihnen zumindest verschreibungsfähig.
Das meint der Experte: „Antihistaminika gehören zu den wirksamsten Medikamenten bei allergischen Erkrankungen. Sie sind gut verträglich und ihr Therapieerfolg ist hinlänglich erwiesen. Moderne Präparate wie z.B. Rupafin, Ebastel, Aerius und Xusal wirken auch entzündungshemmend – eine wichtige Voraussetzung, um Dauerschäden der Schleimhäute in den Atemwegen zu vermeiden.“
NOTE: SEHR GUT

Antikörper-Spritze
Seit Oktober 2005 spritzen Ärzte alle zwei bis vier Wochen künstlich hergestellte Antikörper des Immunsystems unter die Haut von Patienten, die stark unter ganzjährig wirksamen Allergieauslösern wie z.B. Hausstaubmilben leiden. Die Kunst-Eiweiße binden die Antikörper des Allergikers und setzen sie schachmatt. Verschrieben wird die teure Dauertherapie – eine Flasche mit 150 Milligramm kostet rund 530 Euro – meist, wenn z.B. Kortisonsprays das Asthma nicht unter Kontrolle bringen.
Das meint der Experte: „Derzeit ist der effektive Wirkstoff Omalizumab, enthalten in dem Präparat Xolair, in Deutschland und anderen europäischen Ländern als Zusatztherapie bei Patienten mit schwerem allergischem Asthma, das das ganze Jahr andauert, zugelassen. Sie haben auch eine verminderte Lungenfunktion und leiden häufig unter Beschwerden während des Tages. Studien zu schwerem Heuschnupfen, Neurodermitis, Nahrungsmittelallergien und chronischer Nesselsucht beweisen die effektive Therapie von Omalizumab über das allergische Asthma hinaus. Aus meiner Erfahrung können auch Patienten, bei denen eine Hyposensibilisierung nicht vertragen wird, durch eine Begleittherapie mit Omalizumab sicher behandelt werden.“
NOTE: SEHR GUT
Bachblüten-Therapie
Anders als die Schulmedizin behandelt die Bachblüten-Therapie – benannt nach dem englischen Arzt Dr. Edward Bach (1886–1936) – keine Krankheiten, sondern will auf geistig-seelischer Ebene wirken. Denn laut ihrem Erfinder wird der Mensch durch eine unausgeglichene Beziehung zwischen Körper und Seele krank. Bach beschrieb 38 disharmonische Seelenzustände und ordnete jedem eine andere Blütenessenz als Therapeutikum zu. Damals wie heute werden die frischen Blüten in Quellwasser gelegt, diese Urtinkturen danach stark verdünnt und zu Bachblüten-Tropfen verarbeitet. Sie sind als Arznei nicht anerkannt. Deshalb zahlen die Kassen auch nicht.
Das meint der Experte: „Es ist schwer vorstellbar, dass das tropfenweise Trinken von Blumenwasser überhaupt Wirkungen zeigen soll. Allerdings schildern manche Anhänger der Blütentherapie nach Dr. Bach eine fast unglaubliche Beeinflussung ihres subjektiven Befindens. Vielleicht handelt es sich dabei um Autosuggestion oder um eine Fremdsuggestion. Studien zur Wirksamkeit in der Allergologie fehlen jedenfalls.“
NOTE: MANGELHAFT

Balneotherapie
Im Mittelpunkt der Bäderbehandlung steht die heilsame Kraft des Wassers. Und egal, ob im Heilbad oder der häuslichen Badewanne: Die Balneotherapie nutzt dabei so gesunde Inhaltsstoffe wie z.B. Kohlensäure, Kochsalz, Jod, Schwefel, Radon, Moor oder Kohlendioxid. Auch Kneippsche Anwendungen wie Wechselbäder oder Wassertreten gehören zu den Klassikern der Bädertherapie. Eine drei- bis vierwöchige Kur soll nicht nur das vegetative Nervensystem oder den Hormonhaushalt regulieren, sondern auch die überschießende Allergiereaktion des Immunsystems ausgleichen. Bei dieser Indikation übernehmen die Krankenkassen allerdings nicht die Kurkosten. Die Grundgebühren für eine ambulante oder stationäre Anwendung liegen durchschnittlich bei ca. 5 bis 15 Euro.
Das meint der Experte: „Die Balneotherapie ist bekannt als zusätzliche Maßnahme mit erprobter Effektivität. Sauna, Wechselduschen und Kneippsche Verfahren können – wie verschiedene Studien gezeigt haben – Symptome allergischer Atemwegserkrankungen und Rezidive von Infektionen der oberen Luftwege vermindern.“
NOTE: SEHR GUT
Bioresonanz-Therapie
Die Methode beruht auf der Theorie, dass der menschliche Körper elektromagnetische Wellen oder Schwingungen aussendet, welche mit einem speziellen Gerät gemessen werden können. Sie sollen sich in harmonische und disharmonische Schwingungen unterteilen lassen. Mithilfe des Bioresonanz-Therapie-Gerätes werden die disharmonischen Schwingungen in harmonische umgewandelt und in den Körper zurückgeleitet. Verfechter behaupten, dass diese Methode die Behandlung, aber auch die Diagnostik einer Allergie möglich macht. Erstattungsfähig ist die Bioresonanz- Therapie nicht. Die Kosten von ca. 50 bis 80 Euro pro Stunde muss der Allergiker also selbst tragen.
Das meint der Experte: „Wissenschaftlich seriöse klinische Studien zeigen, dass die Bioresonanz-Therapie weder für die Allergiediagnostik am Patienten noch für die Diagnostik aus dem Blut noch für die Therapie allergischer Erkrankungen geeignet ist. Eine Änderung der Bioresonanz des Körpers beim Kontakt mit einem Allergieauslöser wie z.B. Blütenpollen in Glasampullen wurde nie von unabhängigen Forschern bestätigt. Allergiediagnostik mittels Bioresonanz besitzt eine Fehlerquote von mehr als 60 Prozent und ist nicht vergleichbar mit klassischen allergologischen Methoden. Mit anderen Worten: Allergiediagnostik und -therapie mittels Bioresonanz entsprechen einer Spielrunde mit Würfeln!“
NOTE: MANGELHAFT

Darmsanierung
Bei dieser Methode werden Bakterienstämme, die zu einer gesunden Darmflora gehören, gezielt über den Mund in die Schleimhäute des Darms geschleust. Dort siedeln sie sich an und regulieren die Aktivität der körpereigenen Abwehr, die sich zu 80 Prozent in genau dieser Darmflora befindet. Die Bakterienpräparate (Probiotika) können sowohl lebende als auch abgetötete Keime enthalten. Für diese medikamentöse Behandlung braucht der Allergiker Geduld, denn sie dauert rund drei bis sechs Monate und sollte jedes Jahr kurmäßig wiederholt werden. Die Kassen übernehmen die Kosten meist nicht. Sie betragen pro Kur ca. 60 bis 100 Euro.

Das meint der Experte: „Die Darmsanierung als Behandlung von Allergien wird derzeit intensiv erprobt. Abschließende Ergebnisse liegen aber noch nicht vor. Jedoch deutet sich jetzt schon an, dass durch diese Behandlung positive Effekte erzielt werden können.“
NOTE: BEFRIEDIGEND
Diäten
Nahrungsmittelallergikern wird vom Arzt oft eine Auslassdiät verordnet. Dabei müssen Sie diejenigen Nahrungsmittel, die bei ihnen einen allergischen Schub auslösen, von ihrem Speiseplan streichen. Wer sie zwei bis drei Jahre meidet, hat gute Chancen, sie wieder zu vertragen. Vielen Allergikern wird aber auch das vermehrte Zuführen von bestimmten Nährstoffen empfohlen, um die allergischen Reaktionen des Körpers zu dämpfen.
Das meint der Experte: „Bei Allergien liegen Sinn und Unsinn diätetischer Maßnahmen nahe beieinander! Für Nahrungsmittelallergiker z.B. ist eine Diät wesentlicher Bestandteil der Behandlung. Und für Neurodermitiker kann das Zuführen von mehrfach ungesättigten Fettsäuren, etwa der Gamma-Linolensäure, von großem Nutzen sein. Leider werden jedoch oft auch unseriöse Diätempfehlungen auf der Grundlage wissenschaftlich nicht erwiesener Tests, wie dem IgG4-Nahrungsmitteltest, gegeben. Die entsprechenden Diätanleitungen schaden oft mehr, als dass sie helfen.“
NOTE: SEHR GUT (Auslassdiät) bis MANGELHAFT (Diät IgG4-Test)

Eigenblut-Therapie
Bei dem alternativen Heilverfahren wird dem Patienten Blut aus der Armvene entnommen und einige Stunden später wieder, meist in den Pomuskel, zurückgespritzt. Das Blut trägt Informationen, die dem Abwehrsystem an einem „unerwarteten“ Ort präsentiert werden und Immunreaktionen auslösen. Sie wirken stimulierend und umstimmend auf die gesamte Körperabwehr. Mit 15 bis 50 Euro muss pro Injektion gerechnet werden. Ein
Behandlungszyklus kann bis zu 500 Euro kosten. Einige gesetzliche Krankenkassen zahlen die Therapie.
Das meint der Experte: „Diese unspezifische Reiztherapie soll bei verschiedensten Erkrankungen günstige Wirkung zeigen. So auch bei Allergien. Verlässliche Belege fehlen bis heute allerdings immer noch.“
NOTE: MANGELHAFT
Gras-Impftablette
Für Graspollen-Allergiker (Heuschnupfen) ist die rezeptpflichtige Lutschtablette Grazax eine Alternative zur Hyposensibilisierung per Spritze. Genau wie bei ihr wird das Immunsystem mit einer geringen Menge des Allergieauslösers konfrontiert, damit es sich allmählich an ihn gewöhnt und nicht mehr so heftig reagiert. Genauer sind es Pollen des Wiesenlieschgrases, die hinter den meisten allergischen Reaktionen auf Gräserpollen stecken. Diese wiederum sind in etwa zwei Dritteln der Fälle die Ursache von Heuschnupfen. Die „Grastablette“ soll mindestens acht Wochen vor Beginn des Pollenflugs eingenommen werden. Sie wird täglich unter die Zunge gelegt – möglichst drei Jahre lang.
Das meint der Experte: „Die Wirksamkeit der ,Grastablette’ gilt als erwiesen. Wissenschaftlichen Studien zufolge bessert sie die Beschwerden bei rund 82 Prozent der Heuschnupfen-Patienten und setzt den Verbrauch von symptomlindernden Medikamenten um rund 38 Prozent herab.“
NOTE: SEHR GUT


Die Homöopathie behandelt nach dem Grundsatz „Ähnliches durch Ähnliches heilen“. Dazu werden Stoffe, die bei gesunden Menschen die Symptome des Kranken auslösen würden, in sehr starker Verdünnung eingenommen. Gegen Allergiesymptome sind es z.B. Galphimia glauca (Kleiner Goldregen) oder Luffa operculata (Kürbisschwämmchen). Die Kassen zahlen meist nicht. Ein Globuli-Fläschchen gibt es ab 3 Euro.

Das meint der Experte: „1991 wurde eine Metaanalyse von 107 Studien über homöopathische Behandlungsmethoden veröffentlicht. Zwei betrafen Allergien. Resultat: Galphimia glauca in der Potenz D4/D6 scheint positive Effekte bei Heuschnupfen zu besitzen. 22 eigene pharmakologische Studien von Galphimia-Extrakten zeigten eine deutliche Schutzwirkung vor allergischem Asthma – allerdings in klassischer pflanzenmedizinischer Anwendung. Das letzte Wort über die Homöopathie ist sicher noch nicht gesprochen.“
NOTE: GUT
Hyposensibilisierung
Bei der Allergieimpfung, auch Spezifische Immuntherapie (SIT) genannt, werden in steigender Dosierung Extrakte von Allergieauslösern wie z.B. Pollen, Schimmelpilzen, Insektengift oder Tierhaaren unter die Haut gespritzt, damit das körpereigene Immunsystem „lernt“, sie nicht mehr als Feind zu bekämpfen. Angefangen wird mit einer wöchentlichen Injektion, danach gibt es alle sechs Wochen eine. Die SIT wird schon bei Kindern ab 6 Jahren eingesetzt und sollte möglichst drei Jahre durchgeführt werden (Langzeit-Immunisierung). Für Heuschnupfen-Patienten gibt es auch eine Kurzzeit-Immunisierung über einen Zeitraum von sechs Wochen mit sieben Spritzen. Bei der sublingualen Immuntherapie werden die Allergieauslöser unter die Zunge geträufelt. Alle drei Hyposensibilisierungsformen werden von der Kasse bezahlt.
Das meint der Experte: „Die Hyposensibilisierung ist neben der Vermeidung des Allergieauslösers die einzige ursächliche Behandlungsmöglichkeit einer Allergie. Eine Vielzahl von Studien belegt die Wirksamkeit aller drei Therapieformen. Dasselbe gilt aber auch für die Cluster-Immuntherapie. Dieses neue Verfahren sorgt bereits innerhalb von zwei bis vier Behandlungstagen für eine Immunisierung. Sie ist besonders für Allergiker, die beruflich und privat stark eingespannt sind geeignet und wird bislang nur in wenigen spezialisierten Zentren durchgeführt.“
NOTE: SEHR GUT

Immunmodulatoren
Bei ausgedehnten oder schweren Neurodermitis-Ekzemen verschreiben Ärzte neuerdings Cremes, die das Immunsystem sehr stark dämpfen. Ihre Immunmodulatoren Tacrolimus (Protopic) und Pimecrolimus (Elidel) hemmen bestimmte Botenstoffe der Körperabwehr, so dass ein großer Teil des Immunsystems inaktiv bleibt.
Das meint der Experte: „Für beide Pharmaka konnte eine gute Wirksamkeit nachgewiesen werden, die allerdings als etwas schwächer einzuordnen ist als die der stark wirksamen modernen Kortisonsalben. Daher haben die Wirkstoffe Tacrolimus und Pimecrolimus vor allem einen Stellenwert als Alternative zur Kortisonbehandlung einer Neurodermitis. Dies gilt vor allem, wenn ein lang andauernder oder sehr häufiger Einsatz von Kortisonsalben erforderlich ist.“
NOTE: SEHR GUT
Kinesiologie
Die Bewegungslehre geht davon aus, dass sich vom Zustand der Muskeln Krankheiten ablesen lassen, da sie über Akupunkturmeridiane mit Organen korrespondieren. Allein die Berührung eines Allergieauslösers, auch wenn er sich in einem zugeschraubten Glasfläschchen befindet, soll demnach zu typischen Verkrampfungen führen. Der Kinesiologe spürt die Auslöser und damit auch die Allergie mit seinen geschulten Händen auf. Er kann aber auch therapieren und trainiert über eine spezielle Muskelgymnastik neue Bewegungsmuster, welche die allergischen Reaktionen abschwächen sollen. Eine Stunde Kinesiologie kostet 60 bis 100 Euro, die Krankenkassen zahlen nicht.
Das meint der Experte: „Eine Studie, an der auch erfahrene Kinesiologen beteiligt waren, hat diesen Anspruch eindeutig widerlegt. Allergologische Diagnosen wurden nach dem Zufallsprinzip verteilt. Würfeln würde zu dem gleichen Ergebnis führen.“
NOTE: MANGELHAFT

Kortison
Kortison ist der Sammelbegriff für Hormone, die der Körper in der Nebenniere bildet. Diese sogenannten Glukokortikoide sind multifunktional. Sie steuern unter anderem auch unser Immunsystem. In der Retorte produziert, bremst Kortison das Abwehrsystem und hilft gegen heftige allergische Reaktionen und Entzündungen. Ältere hoch dosierte Präparate brachten den Wirkstoff in Verruf. Sie verursachten starke Nebenwirkungen wie Knochenschwund, Immunschwäche und ein aufgedunsenes Gesicht. Doch Arzneien der jüngeren Generationen helfen schon in sehr geringer Dosierung. Die meisten Präparate muss der Arzt verschreiben. Die leichter wirkenden mit besonders niedrigem 0,5- prozentigem Hydrokortison gibt es jetzt aber auch frei verkäuflich in der Apotheke. Preis: ab ca. 6 Euro.
Das meint der Experte: „Kortisonpräparate sind auch bei Allergikern die wohl am meisten umstrittenen Medikamente – jedoch oftmals die wirksamsten! Viele Patienten haben Angst vor Nebenwirkungen. Bei den modernen Arzneien und vor allem bei kurzzeitiger Anwendung oder Verabreichung als Spray, Inhaliermittel oder Salbe ist sie meist jedoch unbegründet. Das liegt daran, dass moderne Präparate sehr gut von den Schleimhäuten aufgenommen und nur dort auch überwiegend wieder abgebaut werden. Dadurch sind die gefürchteten Kortison-Nebenwirkungen heute sehr, sehr selten. Bei richtiger Anwendung schadet Kortison nicht. Ganz im Gegenteil: Es schützt vor Gewebsschädigungen durch die Allergie!“
NOTE: SEHR GUT
Mastzellstabilisatoren
Bei Heuschnupfen wird der Botenstoff Histamin massenweise aus den Mastzellen des Immunsystems freigesetzt und verursacht die typischen Beschwerden. Die rezeptpflichtige Medikamentengruppe der Mastzellstabilisatoren verhindert die Ausschüttung von Histamin und blockt so die Allergiekaskade im Körper ab. Das ist ihre kurzfristige Wirkung. Langfristig verringern die Arzneien die Aktivität der Mastzellen, die durch die Immunreaktion auf den Allergieauslöser mobil gemacht wird.
Das meint der Experte: „Mastzellstabilisatoren wurden früher sehr häufig bei Allergien eingesetzt. Da sie in Tablettenform vom Körper praktisch nicht aufgenommen werden, stehen sie deshalb nur als Sprays für Nase und Bronchien oder Augentropfen zur Verfügung. Mastzellstabilisatoren sind gut verträglich, den anderen Arzneimittelgruppen an Wirksamkeit aber unterlegen und daher nur bei besonderen Gründen – z.B. in der Schwangerschaft – zu empfehlen.“
NOTE: BEFRIEDIGEND


Psycho-Allergologen gehen davon aus, dass seelische Faktoren wie z.B. Stress bei Entstehung und Verlauf einer Allergie eine wichtige Rolle spielen. Mentale Therapien wie das autogene Training, Muskelrelaxation nach Jacobson, Yoga oder Meditation entspannen nicht nur, sondern normalisieren auch die Funktion des Abwehrsystems. Denn die junge, ganzheitlich orientierte Wissenschaft der Psycho- Allergologie geht davon aus, dass der Körper in seiner Überreaktion gegen harmlose Stoffe durchaus umgepolt werden kann auf eine gesunde Reaktion. Krankenkassen und Volkshochschulen bieten entsprechende Kurse an. Kosten: ca. 50 bis 70 Euro für vier Übungsstunden.
Das meint der Experte: „Funktionelle Entspannungsmethoden z.B. nach Jacobson oder autogenes Training haben ihren festen Platz in der Behandlung von Neurodermitis und allergischem Asthma. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt bei asthmakranken Kindern eine deutliche Wirkung, die zugegebenermaßen aber schwächer ist als die Inhalation von modernen Asthma-Medikamenten.“
NOTE: SEHR GUT
Ozontherapie
Ozon ist die energiereichere Variante des Sauerstoffs. In höheren Dosen reizt es die Atemwege, in niedriger Konzentration soll es allerdings besonders bei allergischem Asthma und Neurodermitis helfen. Ozon wird z.B. als Injektion und Darmbegasung eingesetzt. Das Gas soll die Überreaktion des Immunsystems bremsen und die antiallergische Wirkung z.B. von Akupunktur verstärken. Je nach Anwendung muss der Allergiker zwischen 15 und 70 Euro selbst bezahlen.
Das meint der Experte: „Eine Ozontherapie hat keine nachgewiesene Wirksamkeit bei allergischen Atemwegserkrankungen. Und wenn, dann nur eine negative: Sie kann durch ihre bekannte schleimhautreizende Wirkung nämlich sogar Anfälle mit Atemnot hervorrufen!“
NOTE: MANGELHAFT

Phototherapie
Die Lichttherapie nutzt die unterschiedlichen Strahlungen der Sonne. Zu Heilzwecken kommen sie allerdings meist aus Speziallampen, die künstliches UV- oder Infrarot-Licht erzeugen. Die Phototherapie versteht sich als Reizbehandlung, die dem Körper Impulse zur Selbstheilung gibt. Wärmendes Infrarot-Licht kommt vor allem bei Entzündungsreaktionen der Atemwege zum Einsatz, UV-Strahlen bei Neurodermitis. Die Phototherapie wird vom Arzt verordnet und insbesondere bei Neurodermitis von den Kassen bezahlt.
Das meint der Experte: „Phototherapien werden bei verschiedenen – auch allergischen – Hauterkrankungen eingesetzt. Sie können gute Wirkungen haben, gehören aber in die Hände des Hautarztes.“
NOTE: SEHR GUT
Phytotherapie
In der Phytotherapie werden Arzneimittel eingesetzt, die ausschließlich aus Pflanzen, Teilen von Pflanzen oder Pflanzeninhaltsstoffen bestehen. Sie unterliegen den gleichen Qualitäts- und Sicherheitskriterien wie synthetische Mittel. Extrakte aus Pestwurz z.B. werden bei Heuschnupfen empfohlen, Schwarzkümmel generell zur Regulierung des Immunsystems. Einige „Phytos“ sind verschreibungsfähig. Die meisten muss der Allergiker allerdings selbst zahlen. Die Preisspanne reicht von ca. 30 Euro für Schwarzkümmelöl bis zu ca. 40 Euro für Pestwurz-Kapseln
.
Das meint der Experte: „Pharmazeutische Produkte auf pflanzlicher Basis müssen auf dieselbe Art und Weise untersucht, kontrolliert und verwendet werden wie synthetische. Die Schulmedizin greift seit Jahrhunderten auf natürliche Heilmittel wie z.B. Abführmittel oder Antibiotika zurück. Auch alle heute verwendeten Antihistaminika wurden zuerst bei sorgfältigen klinischen Beobachtungen der traditionellen Medizin entdeckt und nicht in pharmazeutischen Labors entwickelt. Als Ergänzung klassischer Therapieverfahren der Allergologie ist die Phytotherapie durchaus sinnvoll.“
NOTE: SEHR GUT