Inhaltsverzeichnis
- Inzidenzen in Deutschland nehmen wieder zu
- WHO warnt vor neuer 4. Welle
- Delta-Variante: ansteckender und gefährlicher als bisherige Mutationen
- Laut Experten werden die Krankenhauszahlen im Herbst steigen
- 4. Corona-Welle: Impfungen wichtiger denn je
- Junge und gesunde Menschen schneller impfen lassen
- WHO schlägt Alarm: Europa droht neue Pandemie-Welle
Inzidenzen in Deutschland nehmen wieder zu
In Deutschland waren die Inzidenzen rückläufig, seit Tagen steigen sie allerdings wieder. Die ansteckende Delta-Variante beschleunigt die Ausbreitung und könnte im Herbst eine vierte Welle auslösen. Experten wie SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach mahnen daher zur Vorsicht. Auf Twitter teilte der Politiker eine Grafik, die das Wachstum der neuen Coronafälle und Krankenhauseinweisungen zeigt. „Wenn Zahl der Covid Fälle in Deutschland stark steigen wird, wird es auch Zahl der Krankenhauseinweisungen tun. Daher wären 100.000 Fälle am Tag, wie jetzt zT prognostiziert, eine Katastrophe. Wir werden Einschränkungen beschliessen müssen, wahrscheinlich kurz vor Bundestagswahl.“
In einem früheren Interview mit der Rheinischen Post mahnte Lauterbach bereits vorher schon:
„Um jedoch eine vierte Welle im Herbst zu verhindern, müssen wir Vorkehrungen insbesondere für Reiserückkehrer treffen.“ Aus diesem Grund ist der Politiker für strenge Tests an den Flughäfen und eine Quarantäne der Reisende, die aus Mutationsgebieten kommen. Damit die Gastronomie im Sommer und im Herbst öffnen kann, sind digitale Helfer wie die Corona-Warn-App oder die Luca-App wichtig, um Infektionsketten nachzuverfolgen, so der Gesundheitsexperte.
WHO warnt vor neuer 4. Welle
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einer vierten Corona-Welle in Europa. Die Corona-Neuinfektionen in Europa nehmen nach einem zehnwöchigen Rückgang erstmals wieder zu, so WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Hans Kluge, auf einer Pressekonferenz in Kopenhagen. Die steigenden Fallzahlen sind aufgrund von „Reisen, Zusammenkünften und Lockerungen der sozialen Beschränkungen“ zu erklären. Europa drohe eine neue Pandemie-Welle, „es sei denn, wir bleiben diszipliniert“.
Delta-Variante: ansteckender und gefährlicher als bisherige Mutationen
Experten bereitet die aus Indien stammende Delta-Variante Sorgen. „Man muss auf dem Radar haben, dass sich diese Variante auch durchsetzen kann“, warnt der Berliner Physiker Dirk Brockmann vom Institut für Biologie der Humboldt-Universität gegenüber der ARD.
Experten stufen die Delta-Variante als deutlich gefährlicher und ansteckender als die bisher kursierenden Mutationen ein. Laut britischen Angaben ist Delta bis zu 60 Prozent ansteckender. Gut geschützt ist nur, wer eine zweifache und somit vollständige Impfung hat. Immunologe Carsten Watzl ist aber laut Angaben der Tagesschau optimistisch, dass bei guter Impfquote Deutschland trotz Delta-Variante durch den Winter kommen wird.
Laut Experten werden die Krankenhauszahlen im Herbst steigen
„Laut unseren Simulationen wird im Oktober ein exponentieller Anstieg bei den Krankenhauszahlen starten“, heißt es im neuen Bericht der Gruppe um den Mobilitätsforscher Kai Nagel an das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Wenn die derzeitige Entwicklung so anhält, wohl noch eher. Das Forscherteam bezeichnet den Anstieg der Inzidenzen als „beunruhigend“. Man rechnet damit, dass sich die Infektionslage rapide verschlechtert, sobald die Schulen ohne Schutzmaßnahmen, wie Lüftungssysteme und flächendeckende PCR-Tests, wieder öffnen. Auch die Aktivitäten in den Innenräumen nehmen ab Herbst wieder zu, was das Infektionsgeschehen antreibt. Laut den Experten hilft nur eine Impfquote von 95 Prozent oder besser wirkende Impfstoffe gegen die vierte Welle.
4. Corona-Welle: Impfungen wichtiger denn je
Bereits zu Beginn der dritten Corona-Welle im März warnte Susanne Herold, Leiterin der Infektiologie am Uniklinikum Gießen/Marburg (UKGM), auf dem Gesundheitsblog der Rhön-Klinikum AG bereits vor einer vierten Welle. Um diese möglichst flach zu halten, bedarf es die Corona-Impfungen. „Wir müssen jetzt so schnell wie möglich durchimpfen [...] und das Ziel einer weitgehenden Herdenimmunität im Frühherbst erreichen“, sagte die Expertin. „Wenn wir noch einmal in eine vierte Winterwelle kommen, wird es katastrophal.“
Der Impfstoffhersteller Biontech und Pfizer wollen bald eine Zulassung für eine dritte Dosis ihres Impfstoffes beantragen. Auf Basis der bisher vorliegenden Daten sei es wahrscheinlich, „dass eine dritte Dosis innerhalb von sechs bis zwölf Monaten nach der vollständigen Impfung erforderlich sein wird“, wie die Deutsche Welle das Unternehmen zitiert. Man gehe davon aus, dass eine solche dritte Dosis das höchste Schutzniveau gegenüber allen bisher getesteten Coronavirus-Varianten erhalte – das gelte auch für die Delta-Variante. Die klinischen Studien könnten im August beginnen.
Die Anzahl der wöchentlichen Impfungen nimmt ab. Waren es im Juni durchschnittlich 800.000 Impfungen täglich, sind es mittlerweile nur noch 600.000, wie BR24 berichtete. Die Gründe sind vielfältig. Rund 60 Prozent der Menschen in Deutschland haben eine erste Impfung erhalten, circa 45 Prozent gelten als vollständig geimpft. Um eine Herdenimmunität zu schaffen, bedarf es einen Anteil von etwa 80 Prozent.
Junge und gesunde Menschen schneller impfen lassen
Susanne Herold fordert bereits in einem früheren Interview mit der Gießener Allgemeine, möglichst schnell „die jüngeren, gesunden Menschen, die aktiv sind und zur Schule und zur Arbeit gehen“ zu impfen, da sie mit ihrer Mobilität zur Virusausbreitung beitragen. „Damit die Pandemie eingedämmt werden kann“, müsse es gelingen, „mindestens zwei Drittel der Bürger, besser 75 Prozent, zu impfen“, erklärte Herold in dem Blogbeitrag.
Ähnlich sieht das auch Karl Lauterbach. „Unser Impfziel von 80 Prozent schaffen wir nicht, ohne auch die 12- bis 18-Jährigen zu impfen“. Gegenüber der Bild am Sonntag warnte der SPD-Politiker, dass Kinder und Jugendliche unter der vierten Welle besonders leiden würden. „Das müssen wir verhindern. Deshalb sollten sie im Frühsommer bevorzugt ein Impfangebot bekommen“, forderte der Gesundheitsexperte. Die EMA hatte am Freitag eine EU-Zulassung des Biontech-Impfstoffs für Kinder im Alter von 12 bis 15 Jahren befürwortet. Die formale Zulassung durch die EU-Kommission steht noch aus, ebenso die Prüfung der Ständigen Impfkommission (STIKO).