Sind Bio-Lebensmittel wirklich gesünder?

Sind Bio-Lebensmittel wirklich gesünder?

Seit Jahren steigt die Nachfrage nach Bio-Produkten in den Bereichen Ernährung, Kosmetik und Kleidung stetig an. Für die Umwelt ist der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Stickstoffdünger definitiv gut. Doch wie sieht es mit unserem Körper aus? Sind Bio-Lebensmittel auch wirklich gesünder als konventionelle Produkte?

Man hört hin und wieder, Bio sei reine Geldmacherei. Und als Verbraucher fragt man sich spätestens an der Kasse regelmäßig, ob der höhere Preis für Bio-Lebensmittel tatsächlich gerechtfertigt ist. Wir verraten Ihnen, ob Bio-Produkte wirklich gesünder sind und mehr Nährstoffe enthalten als Lebensmittel aus konventionellem Anbau.

Sind Bio-Lebensmittel gesünder als Produkte aus konventionellem Anbau?

Was heißt gesünder?

Um die Frage nach dem gesundheitlichen Wert zu beantworten, muss zuerst festgelegt werden, was „gesünder“ eigentlich bedeutet. Insbesondere Gemüse ist deswegen so gesund, weil es erstens viele antioxidative Vitamine wie Vitamin A, C, E sowie basische Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium und Calcium enthält. Zweitens hat Gemüse einen hohen Wasseranteil und einen niedrigen Zuckergehalt. Und drittens liefern uns Pflanzen die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe, welche eigentlich zum Schutz vor Fressfeinden oder zum Anlocken vorteilhafter Insekten dienen, und für uns Menschen glücklicherweise äußerst gesund sind.

Sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide, Phenolsäuren oder Saponine wirken nach neuesten Erkenntnissen und laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) unter anderem:

  • antioxidativ
  • antimikrobiell
  • antithrombotisch
  • chol­es­ter­insen­kend
  • blutzuckersenkend
  • antikanzerogen (präventiv gegen Krebserkrankungen)
  • im­mun­mo­dul­ier­end (z.B. gegen Entzündungen)

Enthalten Bio-Lebensmittel mehr Vitamine und Mineralstoffe?

In einer umfassenden Übersichtsarbeit haben Forscher die Ergebnisse aus 240 wissenschaftlichen Studien zusammengetragen und dabei überraschendes herausgefunden: Tatsächlich gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen konventionellen und biologisch angebauten Lebensmitteln hinsichtlich ihres Gehalts an Vitaminen und Mineralstoffen. Dies ist einerseits verwunderlich, andererseits eine positive Nachricht für all jene, die das nötige Geld für Bio-Lebensmittel nicht haben oder nicht ausgeben möchten. Doch wie sieht es mit den wichtigen sekundären Pflanzenstoffen aus, über die immer mehr Forschungsergebnisse ans Licht treten?

Bio-Lebensmittel enthalten deutlich mehr sekundäre Pflanzenstoffe

Eine andere Forschergruppe hat sich Bio-Lebensmittel hinsichtlich ihres Gehalts an sekundären Pflanzenstoffen angeschaut und zog aus 343 betrachteten Studien folgendes Fazit: Biologisch angebautes Obst und Gemüse enthält im Durchschnitt zwischen 20 und 60 Prozent mehr sekundäre Pflanzenstoffe als Produkte aus konventionellem Anbau. Die Wissenschaftler vermuten, dass der höhere Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen darauf zurückzuführen ist, dass sich Bio-Pflanzen im Vergleich zu konventionell angebauten Pflanzen eigenständig gegen Fressfeinde schützen müssen und daher mehr sekundäre Pflanzenstoffe produzieren, um dies zu bewerkstelligen. Außerdem führt die Stickstoffdüngung im konventionellen Anbau dazu, dass die Pflanzen schneller wachsen und somit möglicherweise weniger Zeit haben, sekundäre Pflanzenstoffe zu produzieren.

Sind Bio-Lebensmittel weniger mit Pestiziden belastet?

Im konventionellen Anbau kommen häufig Pestizide, Herbizide oder Fungizide zum Einsatz, um das Obst und Gemüse vor Fressfeinden, anderen Pflanzen oder Pilzbefall zu schützen. In der Folge bleiben häufig Rückstände der verwendeten Chemikalien auf oder sogar in den Lebensmitteln zurück. Welche konventionellen Produkte besonders belastet bzw. häufig große Mengen an Pestizidrückständen enthalten, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) untersucht. Dabei fand es die meisten Pestizide in den folgenden Lebensmitteln:

  • Obst: Johannisbeeren, Mandarinen, Mangos, Tafeltrauben

  • Gemüse und Salat: Auberginen, Bohnen (mit Hülsen), Feldsalat, frische Kräuter, Knollensellerie, Kulturpilze, Paprika, Rettich, Radieschen, Spinat

Diese Lebensmittel sollten Sie daher unbedingt aus biologischem anstelle von konventionellem Anbau beziehen, da selbst das Waschen oder Putzen der Sorten die Pestizide nicht vollständig beseitigen kann.

Fazit: Lohnt sich Bio?

Lebensmittel aus biologischem Anbau sind nach aktuellem wissenschaftlichen Stand durchaus reicher an sekundären Pflanzenstoffen und ärmer an Pestizidrückständen als herkömmliche Produkte. Hinsichtlich der Vitamine und Mineralstoffe gibt es jedoch keine Unterschiede. Bio-Produkte sind dennoch sowohl aus ökologischen als auch gesundheitlichen Gründen die bessere Wahl. Wer jedoch nicht das nötige Geld für Bio-Lebensmittel zur Verfügung hat oder es anderweitig ausgeben möchte, sollte sich keine Sorgen machen, da konventionelles Gemüse nach wie vor eine gesunde Wahl ist und deutlich gesünder als jegliche Fertigprodukte. Sie sollten jedoch insbesondere bei den oben genannten Obst- und Gemüsesorten, die besonders mit Pestiziden belastet sind, eher zur Bio-Variante greifen.

Video: Bio-Lebensmittel reduzieren laut Studie das Krebs-Risiko

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