Süßstoff, Jodsalz und Laborfleisch: Gesünder als gedacht?

Süßstoff, Jodsalz und Laborfleisch: Wie ungesund sind künstliche Lebensmittel?

Natürliche Lebensmittel sind gesund, künstliche Industrieprodukte ungesund, oder? Nicht unbedingt! Wir verraten wir Ihnen, wieso Saft nicht die bessere Alternative zu Cola ist, und was es mit dem naturalistischen Fehlschluss auf sich hat.

Spritze sticht in Apfel© Nataliya Vaitkevich / Pexels
Spritze sticht in Apfel

Süßstoff-Getränk oder Fruchtsaft?

Zum Frühstück ein Glas Orangensaft, nachmittags eine große Apfelsaftschorle. Damit hat man bereits zwei von fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag abgedeckt, oder? Leider nein. Denn Fruchtsäfte enthalten nicht dieselben Mengen an Ballaststoffen und Vitaminen wie ganzes Obst. Dies ist auf das Entfernen der Schale, die Filtration sowie Oxidationsverluste zurückzuführen. Aufgrund ihrer hohen Fruktosedichte sind Obstsäfte ähnlich ungesund wie andere zuckerhaltige Süßgetränke. Die bessere Alternative ist hier tatsächlich eine zuckerfreie, mit Süßstoffen versehene, Limonade. Dennoch sollten Sie auch diese nicht im Übermaß konsumieren, da manche Süßungsmittel ebenfalls eine, wenn auch geringere, Insulinantwort im Körper hervorrufen können!

Auch interessant: So beeinflusst Insulin unsere Figur >>

Sojamilch oder Kuhmilch?

Soja- und andere Pflanzendrinks sind mittlerweile in den allermeisten Supermärkten in Deutschland zu finden. Vorurteile gegenüber der veganen Alternative gibt es zuhauf. Doch die meisten davon sind unbegründet. So ist längst belegt, dass die Phytoöstrogene im Soja nicht das Brustkrebsrisiko erhöhen, sondern möglicherweise sogar schützende Effekte haben könnten. Zwar sind Weidemilch oder Heumilch aufgrund ihres Omega-3-Fettsäurenspektrums durchaus wertvolle Lebensmittel, die in Maßen genossen werden dürfen. Die pflanzlichen Produkte stehen ihnen aus gesundheitlicher Perspektive jedoch in nichts nach, von den tierethischen Bedenken ganz zu schweigen. Dass manche Inhaltsstoffe, z.B. Calcium, auf künstliche Art und Weise den Weg in das Sojagetränk finden, wird häufig als Argument gegen dessen Konsum verwendet. Dies ist jedoch ein typisches Beispiel für den sogenannten naturalistischen Fehlschluss: die Natürlichkeit oder Künstlichkeit eines Produktes sagt nämlich nichts über dessen Wirkungsweise im menschlichen Körper aus. Es gibt natürliche Stoffe, die giftig oder sogar tödlich für uns sind. Ebenso gibt es viele künstliche, industriell hergestellte Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente, die uns vor Mangelerscheinungen bewahren oder Krankheiten bekämpfen können.

Auch spannend: Mit Nahrungsergänzungsmitteln zu neuer Kraft >>

Jodsalz oder Meersalz?

Salzwasser enthält durchaus üppige Mengen an Jod. Leider verbleiben im daraus gewonnenen Gewürz nur verschwindend geringe Mengen des für die Funktion Ihrer Schilddrüse essentiellen Mineralstoffs. Die klügere Alternative zum natürlichen Meersalz ist daher industriell hergestelltes, mit Jod angereichertes Speisesalz. Dieses enthält zehnmal so viel Jod und kann damit einen wichtigen Beitrag zur Jodversorgung leisten. Allerdings sollten Sie hiervon nicht mehr als 6 Gramm am Tag verzehren. Salzen Sie daher maßvoll - am besten mit der jodierten Variante.

Genmanipulierter Reis oder herkömmlicher Reis?

Das Thema Gentechnik ist umstritten und wird häufig äußerst emotional diskutiert. Fest steht jedoch, dass sie, richtig eingesetzt, einige Probleme lösen kann. So gibt es beispielsweise „goldenen Reis“, welcher durch eine Veränderung des genetischen Materials hohe Mengen an Beta-Carotin enthält. Dieses wird im Körper zu Vitamin A, welches essentiell für den Sehvorgang und die Produktion weißer Blutkörperchen ist. Ein starker Mangel kann sogar zu Erblindung führen. Unterversorgte Bevölkerungsgruppen in ärmeren Ländern, deren Grundnahrungsmittel Reis ist, könnten mit dem goldenen Reis ihren Vitamin A-Bedarf problemlos decken.

Laborfleisch oder Billigfleisch?

Bilder von in Petrischalen gezüchteten Fleischkulturen sorgten vor wenigen Jahren zum ersten Mal für Aufruhr. Die anfängliche Skepsis ist jedoch mittlerweile unter Ernährungswissenschaftler*innen einem positiven Optimismus gewichen. Zwar ist kommerziell erhältliches in-vitro-Fleisch noch ferne Zukunftsmusik. Nichtsdestotrotz stellt es eine große Chance dar. Denn unter perfekten Bedingungen wird man aus einer einzigen Zelle, die man dem lebenden Tier schmerzfrei entnimmt, schätzungsweise 10.000 Kilogramm Fleisch züchten können. Diese Produktionsweise bietet zudem einige weitere Vorteile gegenüber der konventionellen Tierhaltung:

  • das Muskel-Fett-Verhältnis kann im Labor für geschmackliche und gesundheitliche Zwecke optimiert werden
  • deutlich geringere Belastung des Klimas mit Methan
  • deutlich geringerer Ressourcen- und Flächenverbrauch
  • Massentierhaltung und der Einsatz von Antibiotika fallen weg
Lade weitere Inhalte ...