Schilddrüsenunterfunktion: 6 Ernährungstipps

Schilddrüsenunterfunktion: 6 Ernährungstipps

Etwa jede zehnte Person in Deutschland leidet an einer Schilddrüsenunterfunktion. Bei stark ausgeprägten Formen der Hypothyreose müssen stets Medikamente her. Doch auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Hier sind sechs Dinge, die Betroffene dabei beachten sollten.

Je nach Schwere der Schilddrüsenunterfunktion ist eine medikamentöse Verabreichung von Schilddrüsenhormonen (L-Thyroxin) notwendig, um auftretende Symptome wie Müdigkeit, reduzierte Leistungsfähigkeit oder ungewollte Gewichtszunahmen zu lindern. In Deutschland werden über 4 Millionen Menschen mit Schilddrüsenhormonen behandelt. Die Ursachen sind einerseits genetischer Natur, andererseits kann ein starker Mangel der Mineralstoff Jod und Selen eine Schilddrüsenunterfunktion begünstigen. Die Ernährung spielt daher in vielen Fällen eine wichtige Rolle, um eine ausreichende Nährstoffversorgung sicherzustellen und beispielsweise der Bildung eines Kropfes vorzubeugen.

Schilddrüsenunterfunktion: 6 Ernährungstipps

1. Stimmen Sie die Ernährung auf Ihre Medikamente ab

Glücklicherweise sind Erkrankungen der Schilddrüse mithilfe von Schilddrüsenhormonen wie L-Thyroxin meist sehr gut therapierbar. Allerdings kann der Behandlungserfolg beeinträchtigt sein, wenn nicht alle Nährstoffe, welche die Schilddrüse benötigt, in ausreichender Menge vorhanden sind. Dabei sollten Sie niemals eigenständig Nährstoffpräparate mit Jod, Selen oder Eisen einnehmen, sondern dies stets mit Ihrer behandelnden Ärztin genauestens abstimmen. Eine an Ihre Bedürfnisse und Blutwerte angepasste Supplementierung ist essentiell, um beispielsweise Überdosierungen zu vermeiden. Falls Sie größere Mengen an Jod oder Selen in Tablettenform einnehmen, sollten Sie gegebenenfalls mit jenen Lebensmitteln vorsichtig umgehen, die große Mengen dieser Mineralstoffe enthalten. So sind etwa Paranüsse sehr selenhaltig und sollten vorsichtig dosiert werden. Im Durchschnitt decken bereits zwei Paranusskerne Ihren täglichen Bedarf – allerdings kann der Selengehalt der Nüsse stark schwanken.

Wichtig: Besprechen Sie mit Ihren behandelnden Ärzt:innen nicht nur die Einnahme von Medikamenten und Nährstoffpräparaten, sondern auch, wie Sie Ihre individuelle Ernährungssituation an die jeweiligen Tabletten anpassen sollten.

2. Vorsicht mit Milchprodukten und Mineralwasser

Neben den Mineralstoffen Jod, Selen und Eisen kann auch das Calcium für Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion eine entscheidende Rolle spielen. Hierbei geht es jedoch nicht darum, dass die Schilddrüse Calcium benötigt, sondern, dass es zu ungewollten Interaktionen zwischen Calcium-Ionen und den eingenommenen Schilddrüsenhormonen kommt. Eine vermehrte Anzahl von Calcium-Ionen hemmt Untersuchungen zufolge die Aufnahme von Schilddrüsenhormonen im Verdauungstrakt. In der Praxis heißt das, dass Milchprodukte oder calciumreiche Mineralwässer nicht zeitgleich mit Schilddrüsenhormonen eingenommen werden sollten – es sei denn, Ihr Arzt hat die Dosis genau darauf abgestimmt. Besprechen Sie daher auch Ihre Ernährungsgewohnheiten mit dem behandelnden Arzt, um ungewollte Interaktionen der Stoffe zu vermeiden. 

3. Greifen Sie zu gesunden Jodquellen

Eine zumindest leichte Unterversorgung mit Jod ist in Deutschland nicht selten. Wenn Sie jedoch die folgenden kleinen Tipps im Alltag beachten, sollten Sie mit dem für die Schilddrüse so wichtigen Mineralstoff gut versorgt sein:

  • Verwenden Sie jodiertes Speisesalz
    Zwar sollten wir alle mit Salz sparsam umgehen, da ein Überkonsum den Blutdruck erhöhen und der Darmflora schaden kann. Wenn Sie jedoch salzen, sollten Sie dies stets mit einer jodierten Variante tun. So tragen Sie ohne große Ernährungsumstellung zur Deckung Ihres Jodbedarfs bei.
  • Essen Sie ein- bis zweimal pro Woche Fisch
    Neben essentiellen Omega-3-Fettsäuren enthält Meeresfisch auch eine ordentliche Portion Jod. Daher raten die meisten Ernährungsgesellschaften dazu, ein- bis zweimal pro Woche Fisch auf den Tisch zu bringen. Aufgrund der zum Teil hohen Schadstoffbelastung von Raubfischen sollten Sie es mit dem Verzehr jedoch nicht übertreiben. Gut zu wissen: Auch Algen können hochwertige Jodquellen darstellen. Zum Teil schwanken die enthaltenen Jodmengen jedoch stark, weswegen Expert:innen derzeit noch von einem allzu häufigen Verzehr abraten.
  • Greifen Sie zu Milchprodukten
    Weil das Tierfutter der Nutztiere mit dem Mineralstoff angerei­chert wird, enthalten jegliche Milchprodukte ebenfalls Jod. Dabei gibt es kleine Unterschiede zwischen den einzelnen Lebensmitteln. Den höchsten Jodgehalt haben Hartkäse und Milch mit etwa 120 Mikrogramm pro Kilogramm bzw. Liter – allerdings gibt es zum Teil große Schwankungen zwischen den Herstellern und der Haltungsform. Joghurt und Quark sind etwas jodärmer. Aufgrund der oben erwähnten Interaktion zwischen Calcium-Ionen und Schilddrüsenhormonen sollten Sie zwischen der Einnahme Ihrer Schilddrüsenhormone und dem Konsum von Milchprodukten einen zeitlichen Abstand von zwei Stunden lassen – es sei denn, Ihr Arzt hat Ihre Dosis darauf eingestellt.
    Weitere jodhaltige Lebensmittel finden Sie hier >>

Video: Schilddrüse – woran erkenne ich die Symptome einer Unterfunktion?

4. Greifen Sie zu gesunden Selenquellen

Da Selen ebenfalls äußerst wichtig für die Funktion Ihrer Schilddrüse ist, sollten Sie stets darauf achten, entsprechende Lebensmittel in Ihren Speiseplan einzubauen. Aufgrund der relativ selenarmen Böden in Europa kann insbesondere bei einer vegetarischen oder veganen Ernährungsweise die Selenversorgung gefährdet sein. Mit den richtigen Lebensmitteln stellt die Deckung des täglichen Bedarfs jedoch kein Problem dar:

  • Greifen Sie zu Haferflocken, Pilzen & Co.
    Zwar stellen Paranüsse potentiell eine gesunde Quelle für Mineralstoffe, Vitamine und Fettsäuren dar – allerdings nur, wenn ihr Selengehalt genau überprüft wird. Glücklicherweise können Sie aber auch mit anderen Lebensmitteln problemlos Ihre Selenversorgung sicherstellen. Hierzu gehören unter anderem Haferflocken, Naturreis, Pilze, Linsen, Fisch sowie Zwiebelgemüse, Brokkoli und Weißkohl.
  • Vorsicht mit Paranüssen
    Paranüsse gehören zu den Lebensmitteln mit dem größten Selengehalt. Allerdings kann der Selengehalt von Paranüssen Untersuchungen zufolge sehr stark schwanken. Daher empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)maximal zwei Paranüsse pro Tag zu essen, um eine Überdosis zu vermeiden. Eine Selenüberdosis kann Durchfall, Haarausfall, brüchige Nägel, Zahnfäulnis sowie Herzmuskelschwäche verursachen, weswegen von einer eigenständigen Supplementierung ohne ärztliche Kontrolle strengstens abgeraten wird.

5. Vorsicht in Schwangerschaft und Stillzeit

Da in der Schwangerschaft ein deutlich erhöhter Jodbedarf besteht, kann sich währenddessen eine Schilddrüsenunterfunktion verschlechtern oder in extremen Fällen sogar erstmalig entstehen. Um eine bedrohliche Unterversorgung mit dem Mineralstoff zu verhindern, werden vielen schwangeren Frauen Jodtabletten verordnet. Allein über die Ernährung ist der stark erhöhte Bedarf meist nicht zu decken. Halten Sie sich daher stets an die Vorgaben der behandelnden Ärztin, um Ihre eigene Gesundheit und die des Kindes nicht zu gefährden.

In der Stillzeit ist der Jodbedarf sogar noch höher als in der Schwangerschaft und die Mutter muss über die Milch eine ausreichende Versorgung des Säuglings mit dem Mineralstoff gewährleisten. Daher muss in vielen Fällen eine Jodsupplementierung bis zum Ende der Stillzeit erfolgen.

6. Essen Sie sich mit Gemüse satt

Leider erleben viele Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion eine ungewollte Gewichtszunahme – insbesondere dann, wenn sie medikamentös noch nicht gut eingestellt sind. Neben einer engmaschigen ärztlichen Behandlung ist es daher ratsam, besonders auf die Kalorienbilanz zu achten. Am leichtesten geht das, wenn Sie den Fokus auf Gemüse und andere unverarbeitete pflanzliche Lebensmittel legen, da sie sehr kalorienarm und zugleich äußerst nährstoffreich sind. Gerne dürfen in den Hauptmahlzeiten Brokkoli, Paprika, Grünkohl, Erbsen & Co. die Hauptrolle spielen und nicht nur eine kleine Beilage sein. Ergänzen Sie das Gemüse durch Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide und Nüsse – so decken Sie gleichzeitig Ihren Bedarf an Eiweiß und essentiellen Fettsäuren.

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Quellen: deutsches-schilddruesenzentrum.de, gesundheitsinformation.de, ncbi.nlm.nih.gov, gelbe-liste.de, pharmazeutische-zeitung.de

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