
Nur etwa ein Prozent aller Vegetarier in Deutschland, ca. 600 000 Menschen, lebt vegan. Trotzdem wird diese Ernährungsform öffentlich immer stärker diskutiert. Gut so, finden wir, denn Veganismus ist aus vielen Gründen interessant. Internationale Studien wie die „China Study“ von Prof. T. Colin Campbell zeigen die positiven Auswirkungen rein pflanzlicher Ernährung auf die Gesundheit. Sie kann z. B. das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkankungen und Diabetes senken, chronische Erkrankungen wie Gicht und Rheuma lindern und Übergewicht verringern.
Eine vegane Lebensweise geht aber für viele über das Essen hinaus: Tierschutz, Ethik, Nachhaltigkeit – die globale Verantwortung für die Umwelt wiegt genauso schwer. Wenn wir weniger tierische Produkte verbrauchen würden, ließen sich die globale Erwärmung und der Klimawandel zumindest bremsen.
Die Zerstörung z. B. von Regenwäldern durch Roden für Weideflächen und den Anbau von Futterpflanzen könnte deutlich verringert werden. Die Realität in deutschen Küchen sieht aber so aus: Lebensmittelskandale verunsichern zwar viele Verbraucher, doch nur wenige überdenken tatsächlich ihre Essgewohnheiten und schärfen ihr Bewusstsein für das, was auf den Teller kommt. Das Ziel heißt Veränderung. Dabei ist es nicht wichtig, Regeln dogmatisch einzuhalten. Und schon kleine Veränderungen machen z. B. ein vegetarisches Essen vegan. Probieren Sie’s mit unseren aromatischen Rezepten einfach mal aus.
Vegan – was bedeutet das?
Ohne tierische Produkte leben: Veganer verzichten auf alles, was aus oder mithilfe von Tieren hergestellt wird, also auf Fleisch und Fisch, Milchprodukte, Eier, Honig, Gelatine, Butter und alles, was diese Zutaten enthält. Zum konsequenten veganen Lebensstil gehört, keine Kleidung u. Ä. aus Leder, Wolle oder Seide zu tragen sowie Kosmetik ohne tierische Inhaltsstoffe zu verwenden, die ohne Tierversuche entwickelt wurde. Das erfordert genaue Kenntnisse über Lebensmittel, Nähr- und Zusatzstoffe. Vegane Ernährung ist grundsätzlich gesund, vorausgesetzt, die Kombination von Nährstoffen stimmt.
Eine möglichst große Auswahl an Gemüse, Obst, Getreide und Hülsenfrüchten macht nicht nur das Essen abwechslungsreich, sondern liefert auch eine Fülle von Nährstoffen in ausreichender Menge. Schwangere und Kinder, die sich vegan ernähren, sollten unbedingt regelmäßig zum Gesundheits-Check beim Arzt gehen. Umstellen: Schon kleine Veränderungen machen viele Gerichte vegan. Verwenden Sie Pflanzenöle statt Butter, Agavendicksaft statt Honig und für Saucen und Dressings Sojaprodukte statt Joghurt, Quark, Crème fraîche. Mehr Infos auf www.vebu.de und www.vegane-gesellschaft.org
"Entspannt bleiben"
Volker Mehl und Stefanie Nickel von VITAL sprechen über Tofu und die Sehnsucht nach Veränderung.
VITAL: Herr Mehl, was ist Ihrer Ansicht nach das größte Problem auf deutschen Tellern?

Volker Mehl: Eine Kombination aus Einfallslosigkeitund fehlender Selbstverantwortung. Ernährung ist ein lästiges Übel, und viele geben die Verantwortung für ihre körperliche und seelische Gesundheit an die Nahrungsmittelindustrie ab. Ich überlasse doch auch nicht einer Fabrik die Qualität meiner Atemluft.
Sie sind Teilzeit- Veganer. Warum?
Ich plane das nicht wirklich, in manchen Wochen lebe ich komplett vegan. Als Koch aus Leidenschaft und Freude am Genuss verlasse ich mich auf mein Gefühl. Wenn ich finde, dass zu den glasierten Karotten Butter besser passt als Öl, sehe ich das locker und mache das so.
Tofu liefert viel Eiweiß, aber Sie verwenden ihn in Ihren Rezepten nicht. Warum?
Weil er für mich nicht wirklich lecker schmeckt. Es gibt genussvollere Alternativen wie Hülsenfrüchte. Ein Stück Tofu in die Pfanne zu schmeißen und es als Schnitzel zu tarnen, empfinde ich als langweilig.
Haben Sie einen praktischen Tipp für alle, die vegane Ernährung mal testen möchten?
Entspannt bleiben, kleine Schrittegehen und nicht das Leben in einer Woche verändern wollen. Vor allem sollte man den Genuss und die Lebensfreude nicht aus dem Blick verlieren.
Zwei weitere leckere vegane Rezepte finden Sie hier:
Spinatsuppe mit Pastinakenstampf und Rote Beete Chips
Mangold-Couscous-Päckchen auf Karotten-Gemüse
Ausprobiert: Ressortleiterin Stefanie Nickel ernährte sich drei Monate vegan

„Ich bin Vegetarierin. Für ein paar Wochen wollte ich aber nicht nur Fleisch und Fisch, sondernalle tierischen Produkte von meinem Speiseplan streichen – um zu testen, wie es meinem Körper damit geht. Es dauerte ein paar Tage, bis mein Kühlschrank und die Vorratskammer wirklich vegan waren, denn Lebensmittel wegzuwerfen kam für mich nicht infrage.
In der Folgezeit habeich noch mehr als sonst selbst gekocht und festgestellt, dass einige meiner Lieblingsgerichte ohnehin rein pflanzlich sind. Was mich beim Einkaufen verzweifeln ließ: die winzig geschriebenen Zutatenlisten auf Brotaufstrichen und Müsli. Einladungen bei Freunden zum Essen gestalteten sich schwierig. Die Speiseauswahl in Restaurants fand ich entmutigend: Nudeln mit Tomatensauce oder Salat mit Essig-Öl-Dressing, das war’s oft schon. Trotzdem habe ich durchgehalten, zumalich mich nach einiger Zeit etwas fitter und leichter fühlte. Gleichzeitig engten die veganen Regeln mich stärker ein, als mir lieb war. Meine Arbeit im Ressort Essen und das fast tägliche Probieren neuer Gerichte wurde schwieriger. Deshalb entschied ich mich schließlich für eine flexiblere,für meine Ess-Variante: Milchprodukte esse ich heute deutlich seltener, schließe sie für mich aber nicht komplett aus. Und Sojaprodukte sind ein fester Bestandteil meiner Ernährung geworden.“
Zwei weitere leckere vegane Rezepte finden Sie hier:
Spinatsuppe mit Pastinakenstampf und Rote Beete Chips
Mangold-Couscous-Päckchen auf Karotten-Gemüse