Warum Bio-Gemüse besser für unser Klima ist

Warum Bio-Gemüse besser für unser Klima ist

Unser Ernährungsstil kann zum Klimaschutz beitragen. Denn: Unsere Lebensmittel sind erheblich am Anstieg der Treibhausgase beteiligt. Wir haben daher mit verschiedenen Experten gesprochen und gefragt, wie wir klimafreundlich essen können. 

Mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zur Arbeit, zunehmend auf Plastik verzichten oder seinen Fleisch- und Wurstkonsum überdenken. All das schützt unser Klima – vor allem unser Ernährungsstil kann erheblich dazu beitragen. Denn auch Butter, Käse und Fleisch tragen erheblich zur Klimabelastung bei. Wie stark, hat eine von der Verbraucherschutzorganisation foodwatch in Auftrag gegebene Studie gezeigt. Bei der Produktion tierischer und pflanzlicher Nahrungsmittel setzt die gesamte Landwirtschaft in Deutschland 133 Millionen Tonnen CO₂ frei – fast so viel wie der Straßenverkehr mit 152 Millionen Tonnen. foodwatch-Geschäftsführer Dr. Thilo Bode fordert deshalb ein Umdenken in unserem Ernährungsverhalten. Unabhängig davon, ob man lieber biologische oder konventionelle Lebensmittel kauft. „Wer etwas fürs Klima tun will, kann z. B. den Verbrauch von Milchprodukten und Fleisch reduzieren“, empfiehlt Bode. Auch Biolebensmittel sind am Treibhauseffekt beteiligt: Ein Kilogramm Rindfleisch aus ökologischer Ochsenmast erzeugt 76-mal so viel Treibhausgas wie ein ökologisch erzeugtes Kilogramm Weizen. Mit knapp 95 Millionen Tonnen CO₂ trägt die Tierhaltung zu etwa 71 Prozent zu den Klimaeffekten der deutschen Landwirtschaft bei. Dabei geht es nicht nur um rülpsende und pupsende Kühe, Ziegen und Schafe, die beim Verdauen das Treibhausgas Methan ausstoßen, sondern auch um entwässerte Moorböden, die jetzt als Grünlandfläche genutzt werden.

Video: Bio-Lebensmittel reduzieren laut Studie das Krebs-Risiko

Moore speichern Kohlendioxid

Moore binden extrem viel Kohlendioxid. Dieses wird bei einer Bewirtschaftung für Grüntierfutter oder Weidefläche freigesetzt. Für den Klimaschutz müssten diese Böden wieder vernässt werden. „Die einfachste Maßnahme ist, Moorböden nicht länger landwirtschaftlich zu nutzen. Das würde schädigende Klimagase in der Agrarwirtschaft bereits um 30 Prozent vermindern“, so Thilo Bode. Obwohl gerade mal 8 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland Moorböden sind, machen sie knapp ein Drittel der CO₂-Emissionen aus.

Thilo Bode meint, eine weitere Reduktion der Treibhausgase sei durch die Ökologisierung der Landwirtschaft zu erreichen. Gerade im Bereich des Pflanzenanbaus überwiegen hier die Vorteile gegenüber dem konventionellen Anbau. Bei der Produktion von Bio-Weizen entsteht weniger als die Hälfte CO₂. Grund ist der geringere Nährstoffeinsatz. Denn mineralischer Stickstoffdünger, der in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt wird, benötigt für die Herstellung viel Energie und ist daher mit hohen CO₂-Emissionen verbunden.

Viel Dünger, mehr Schaden für die Umwelt

Und durch die starke Düngung entstehen auf den Ackerflächen höhere Stickstoffüberschüsse, die zu noch mehr klimaschädigenden Lachgas- emissionen führen. Biologisch produzierte Lebensmittel entlasten die Umwelt also erheblich. Fleisch, Milchprodukte, Gemüseanbau – welche Rolle spielt die CO₂-Entstehung eigentlich beim Fisch? Laut Greenpeace-Experte Martin Hofstetter liegen bisher noch keine vergleichbaren Zahlen vor. Zurzeit arbeitet das Öko-Institut in Freiburg an einer Untersuchung zu diesem Thema. Während beim Seefisch der Treibstoffverbrauch der Fangschiffe und die Energie für das Kühlen auf See berücksichtigt werden müssen, sind es bei Farm-Fischen und in der Süßwasserzucht die Emissionen, die bei der Futterherstellung entstehen.

Fleisch maximal nur ein- bis zweimal die Woche essen

Die Empfehlung an uns Verbraucher müsste also lauten: Essen Sie mehr Bio-Vollkorn, -Gemüse und -Obst für ein intaktes Klima. Müssen wir dann etwa ganz auf Fleisch verzichten? Nein, aber jeder sollte seinen Konsum überdenken. Die Empfehlungen für Ernährung decken sich – wie praktisch! – übrigens mit denen zum Klimaschutz. Also: Fleisch höchstens ein- bis zweimal pro Woche, wie es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Aber nicht nur die Landwirtschaft schädigt das Klima. Fast ein Drittel der Treibhausgase erzeugen die Verbraucher selbst: durchs Kochen und Kühlen der Lebensmittel, durchs Abwaschen und durch Einkaufsfahrten mit dem Auto. Es macht also Sinn, energieeffiziente Herde, Spülmaschinen und Kühlschränke in einer Größe zu kaufen, die dem Haushalt angepasst ist. Auch das optimale Beladen der Spülmaschine, die richtige Temperaturwahl beim Kühlschrank oder eine kurze Vorheizzeit beim Backofen nützen dem Klima. Klingt simpel? Ist es auch! Entscheidend ist, dass es für jeden Verbraucher selbstverständlich wird.

Fliegende Lebensmittel schädigen das Klima

Ebenso wichtig sind die Transportwege der Lebensmittel, die Verarbeitung und Verpackung. Wer im Winter Erdbeeren kauft, muss wissen, dass er damit unterstützt, dass das Klima mit Kohlendioxid belastet wird, das beim Einfliegen entsteht. Verbraucher, die regionale und saisonale Ware bevorzugen, werden kaum Flug-Ware in ihrem Einkaufskorb haben. Ökologisch unsinnig sind aber auch Bio-Äpfel aus Israel oder Milch und Jogurt aus Bayern in den Supermarktregalen in Schleswig-Holstein. Und kaum einem Verbraucher ist bewusst, dass ein konventioneller Salatkopf aus dem beheizten Treibhaus 30-mal so viel CO₂ verursacht wie einer aus dem Freiland.

Erdbeeren in Schalen© Unsplash/Ilona Frey
Laut NABU werden jährlich 98.000 Tonnen der süßen Früchtchen nach Deutschland importiert.

Fertigprodukte fördern den Treibhauseffekt

Ob Pommes oder Fertig-Püree – jedes verarbeitete Nahrungsmittel hat einen höheren Anteil am Treibhauseffekt als frische Eier oder pures Obst und Gemüse vom Feld. In der Studie „Ernährungswende“ des Öko-Instituts heißt es: Besonders deutlich wird dies bei tiefgekühlten Pommes frites und Kartoffeltrockenprodukten wie Püree oder Klößen. Die Entwässerung der Frischprodukte bzw. die Tiefkühlung verbraucht zusätzliche Energie.

Fazit: Wir können essen, genießen – und schützen dabei das Klima. In jedem Fall sollten wir unsere Essensgewohnheiten mal unter die Lupe nehmen, weil es darauf ankommt, was und vor allem wie oft wir es essen. „Mit einem klimaoptimierten Ernährungsstil lassen sich Treibhausgase hier um mehr als die Hälfte verringern“, sagt Dr. Karl von Koerber vom Münchner Beratungsbüro für Ernährungs-Ökologie.

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