Bereits im Alter von zehn Jahren entwickelte Jackie Freitag eine Essstörung. Auch der Leistungsdruck als Bikini-Athletin trug dazu bei, dass die „Soulpreneurin“ sich nicht „gut genug fühlte“. Mit Moderatorin Clarissa Corrêa da Silva spricht sie darüber, wie sie ihre Essstörung überwunden hat und warum emotionales Essen leichter den Weg in ein essgestörtes Verhalten führen kann. 

„Die Essstörung war ein großes Geschenk“ 

Jackie Freitag hat es geschafft und einen Weg aus ihrer Essstörung gefunden. Diese empfindet sie sogar als Geschenk, wie sie uns in unserer Podcastfolge erzählt: 

Wir werden zweimal geboren, wenn wir auf die Welt kommen und wenn wir aufwachen und verstehen, wer wir wirklich sind und was wir diesem Leben möchten. Bevor ich verstanden habe ich habe eine Essstörung und was bedeutet es, diese aufzuarbeiten und zu heilen, bin ich nicht aufgewacht. Ich war das Abbild meiner emotionalen Verletzungen. Das Abbild von alten Erinnerungen und Konditionierungen. […] Die Essstörung hat mir die Möglichkeit gegeben, zu erkennen, dass etwas nicht stimmt. […] Und ich war so dankbar, dass es sich bei mir im Essen ausgedrückt hat, weil wir haben alle gewisse Strategien entwickelt. Manche im Bereich Karriere, manche im Konsum – es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, Dinge zu unterdrücken.

Die Essstörung gab Jackie die Möglichkeit, all das zu erforschen und aufzuarbeiten. Mit ihrer sogenannten „zweiten“ Geburt baute sie sich ein neues Leben auf.

Ist emotionales Essen automatisch eine Essstörung?

Jackie Freitag warnt, dass emotionales Essen schnell zu einer Essstörung führen kann. Warum? „Emotionales Essen ist gesellschaftlich anerkannt und wird als solches nicht als Essstörung wahrgenommen.“ Zum einen liegt es an der medialen Darstellung von Essen. Ein Beispiel: Bei Liebeskummer ist es normal, sich einen dicken Becher Eis hineinzuschaufeln. Die Message dahinter lautet nämlich: Wenn du traurig bist, dann iss. Folglich können neue Verknüpfungen entstehen und den Drang entstehen lassen, dass wir bei Traurigkeit essen müssen. 

Wir stecken in einer essgestörten Blase

Viele Frauen sind in einem dauerhaften Kampf, das Idealgewicht zu erreichen und Diäten zu machen. „Wir stecken in einer essgestörten Blase“, erklärt Jackie. Diäten sind gesellschaftlich normalisiert. „Frauen müssen schlank und schön sein, um wertvoller zu sein. Die meisten Frauen haben durch falsche Schönheitsideale ein verzerrtes Bild davon, wie sie auszusehen haben.“ Social Media und Zeiten, in denen Schönheitsoperationen und Beautyfilter normal sind, tragen enorm dazu bei. 

Wie entsteht eine Essstörung und wie kann man sie bekämpfen?

Laut Jackie werden Essstörungen in erster Linie durch Traumata ausgelöst. „Traumata werden oft mal schweren Schicksalsschlägen gleichgesetzt. Traumata entstehen auch durch viele kleine Aspekte, die uns auch erschüttern können. Wenn zum Beispiel in unserer Kindheit unsere Eltern laut wurden und wir uns nicht sicher gefühlt haben. Wenn wir weinen und nicht gehalten werden. Wenn wir auf verschiedenen Ebenen das Gefühl haben, nicht richtig zu sein.“

Um ein essgestörtes Verhalten zu durchbrechen, benötigt es ganzheitliche Arbeit und die Bereitschaft, an den tiefen Ursprung zu gehen. Es bedarf einer emotionalen Aufarbeitung der Triggerpunkte, die zu essgestörtem Verhalten führen. Und: Die Reise ist nie zu Ende, wir sind lebenslang Lernende.

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Clarissa Corrêa da Silva: Die Stimme des Vital-Podcasts

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