Abnehmspritzen: Gefährlicher Hype oder Gamechanger in der Adipositas-Therapie?
Zuletzt überschlugen sich die Nachrichten um die neuen Abnehmspritzen Ozempic und Wegovy. Sie setzen auf den Wirkstoff Semaglutid und wurden entwickelt, um Diabetes zu behandeln. Schnell bemerkten die Forschenden aber, dass ein Nebeneffekt der Medikamente ein starker Gewichtsverlust sein kann. Die Mittel wurden schnell als „Abnehmspritzen“ bekannt – und sind seitdem heiß begehrt.
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Die Studienlage zeigt, dass Menschen mit den Abnehmspritzen innerhalb von ein bis zwei Jahren zwischen 10 und 15 Prozent ihres Körpergewichts abnehmen können. Die Mittel funktionieren folgendermaßen:
- Semaglutid besetzt dieselben Rezeptoren wie GLP-1
- GLP-1 ist ein natürliches Hormon, das im Darm produziert wird und uns ein Sättigungsgefühl vermittelt
- Semaglutid aus den Abnehmspritzen wirkt über mehrere Tage im Körper und hemmt unseren Hunger – wir essen weniger und sind schneller satt!
Das alles klingt sehr verlockend – und ist sehr verlockend. Aber es ist ein Medikament und gehört in ärztliche Hände, nirgendwohin anders! (…) Aber problematisch ist, dass der Zeitgeist ein anderer ist, Influencer haben darüber gesprochen (…) die Hersteller kommen mit der Produktion nicht mehr hinterher.
In der neuen Folge unseres Vital-Podcasts spricht Clarissa Corrêa da Silva mit Dr. Engin Osmanoglou darüber, warum wir immer dicker werden, wie gefährlich Übergewicht ist und was am Hype um die neuen „Wundermittel“ der Abnehmspritzen wirklich dran ist.
JETZT in die neue Folge reinhören!
Dr. Engin Osmanoglou ist Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie. Er ist ärztlicher Direktor der Meoclinic in Berlin und spezialisiert auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Vorbeugung.
Zivilisationskrankheit „Übergewicht“
Adipositas ist mittlerweile auch in Deutschland als Krankheit definiert. Die Weltgesundheitsorganisation erkennt Adipositas bereits seit Jahrzehnten als Krankheit – und für die Gesellschaft ernstzunehmende Gefahr – an.
Übergewicht wird auch als Zivilisationskrankheit beschrieben. In westlichen Gesellschaften sind die Lebensstile über die vergangenen Jahrzehnte immer ungesünder geworden. Wir sitzen mehr und länger, bewegen uns weniger und sind mit einem Überangebot an hochkalorischen und kohlenhydratreichen Lebensmitteln konfrontiert.
Alle, die schon einmal eine Diät gemacht haben, wissen wie schwer es ist, auch nur ein paar Kilo zu reduzieren – vor allem wissen sie, wie schwer es ist, das Gewicht zu halten. Das heißt, es ist gar nicht die Challenge ein paar Kilo abzuwerfen (…) sonder das neue Gewicht zu halten. Das schaffen die meisten Menschen nicht.
Gerade die einfache Verfügbarkeit – und finanzielle Erschwinglichkeit – von industriell hochverarbeiteten, kohlenhydratreichen Lebensmitteln macht es fast unmöglich, nach einer Diät das neue Gewicht zu halten.
Nur mit radikalen Umstellungen der Ernährung und des Lebensstils scheint es überhaupt noch möglich, Gewicht langfristig abzunehmen.
