
1 Winterglück im Boot:
EISSEGELN
60 Stundenkilometer! Mindestens! In diesem Tempo schlittere ich über den zugefrorenen Swiecajty-See in Masuren im östlichen Teil Polens. Halb liegend, in einem etwa drei Meter langen, schmalen Holzboot. Die drei blitzenden Stahlkufen hinterlassen dünne, hingehauchte Spuren. Nur das Knirschen der Eisdecke unter mir ist zu hören. Von romantischen Wintergefühlen spüre ich allerdings nichts. Der Wind treibt das Boot ohne Mitleid über das Eis. Uferböschungen fliegen rechts und links an mir vorbei. Eissplitter spritzen mir auf die Nase. Konzentriert halte ich Schot und Steuerknüppel umklammert. Ein Empfinden wie auf der Achterbahn: Einerseits sitzt da ein klammes Angstgefühl in meinem Bauch („Muss das wirklich so schnell sein? Wird die Schot auch halten?”), gleichzeitig triumphiere ich – denn ich segle! Quatsch, ich fliege! Und das als absolute Anfängerin.
Heute Morgen, als mir Trainer Robert das Eissegeln erklärte, war ich mir noch nicht sicher: „Nimm mit dem Boot kräftig Anlauf und schieb es auf den See. Wenn genug Schwung da ist, steige auf einen Seitenflügel und stoß dich wie beim Skateboard ab. Aber vergiss nicht, den Steuerknüppel und die Schot festzuhalten. Irgendwann übernimmt der Wind das Boot, dann musst du schnell hineinspringen.“ Viele, sehr viele Anweisungen. Mein erster Gedanke: „Das schaffe ich nie.“ Links und rechts schossen die anderen Segler vorbei, kreuz und quer, krachend, knirschend und blitzschnell. Ein Spielplatz für Verrückte. Doch seltsam, nach meinem ersten wackligen Fehlstart geht es plötzlich ganz einfach. Kurzer Anlauf, ein paarmal abstoßen, der Wind erledigt den Rest, schiebt mich fast ins Boot. Ohne diese frische Brise müsste ich über das Eis kriechen. Auch nicht schön. Knifflig sind die Kurven, dann schlägt das Segel um. Wie sagte Robert noch? „Kurven musst du weit fahren und die Schot locker fassen. Sonst kippst du um.“ In diesen Momenten liege ich fast flach im Boot und bin froh über den Helm auf meinem Kopf.
Traditionsreicher Sport
Die Liebe zum Eissegeln wird an der Masurischen Seenplatte schon seit mindestens 100 Jahren zelebriert. Mit dem Unterschied, dass die Boote damals noch recht abenteuerlich aussahen: selbst gebastelte Gefährte aus Bast und Leinen mit angenagelten Kufen. Professionalisiert wurde dieser Sport in den 1920er-Jahren, als die ersten Regatten begannen. Nicht nur in Polen, auch in Skandinavien und überall dort, wo große Seen im Winter eine stabile Eisdecke bilden können. Profis erreichen dann Geschwindigkeiten von mehr als 160 Kilometer pro Stunde. Dagegen bin ich nur Mitglied der Schnecken-Klasse. Macht nichts, gegen Ende des Tages habe ich im Boot sogar die Augen zugemacht, dem Knacken zugehört – und stolz in mich hineingelächelt.
INFO: Eissegel-Kurse bietet zum Beispiel das Hotel „Ognisty Ptak” in Ogonki an: Ein Tag mit Trainer kostet circa 25 Euro. Die Übernachtung im Doppelzimmer inklusive Frühstück gibt’s ab 30 Euro. Weitere Arrangements unter www.welcome2poland.com
Eisklettern
2 Wasserfall aufwärts:
EISKLETTERN
Gefrorene Wasserfälle mit bizarren Formen sind nicht nur hübsch zum Angucken, sondern auch zum Aufsteigen: Oben strahlt der Himmel, und genau vor der Nase glitzern die Eiszapfen, ein berückendes Naturerlebnis, zumindest für diejenigen, die schon einige Erfahrungen im Sportklettern gesammelt haben. Für Neulinge gibt es ein professionelles Einsteigertraining, beispielsweise im „Eiskletter- Camp“ des Deutschen Alpenvereins. Ein ausgebildeter Bergführer weiht die Kletterer in die Geheimnisse des Steileises ein, von der Frontalzackentechnik bis zum Umgang mit dem Eisbeil. Ausrüstung wird gestellt, warme, wasserfeste Bekleidung, Handschuhe, Sonnenschutz etc. sollten die Kletterer selbst mitbringen.
INFO: Eiskletter-Camp über den DAV Summit Club, 4 Tage inklusive Training, 4 Übernachtungen und HP im Alpengasthof „Praxmar“ in Gries ab 540 Euro pro Person. Klettergebiet: die „Hängenden Gärten“ im Sellraintal, Nähe Innsbruck in Tirol. Termine: ab 2. Januar 2010 sowie ab 3. und 12. Februar 2010. Buchung und weitere Informationen über den DAV Summit Club,Tel. 0 89/ 64 24 00, www.dav-summit-club.de
Seekajak
3 Paddeln im Winter:
SEEKAJAK-SAFARI
Paddeln im Sommer? Kann ja jeder! Doch sobald sich die Temperaturen dem Gefrierpunkt nähern, wird die Kajaktour nördlich des Polarkreises zum exklusiven Erlebnis. Nicht viele wagen sich im Winter raus auf das Meer, doch diejenigen, die sich trauen, vergessen es garantiert nicht! Vor der gewaltigen Kulisse der norwegischen Lofoten paddelt die Reisegruppe den Orcas entgegen. Keine Angst: Die schwarz-weißen Riesen kümmern sich nicht um Menschen, sondern viel mehr um die üppigen Heringsschwärme, die sie bevorzugt verspeisen. Voraussetzung: Alle Paddler sollten schwimmen können und warme Kleidung dabei haben. Der Veranstalter stellt Seekajaks, Trockenanzüge, Neoprenschuhe und -handschuhe.
INFO: Die winterliche Walsafari ist buchbar über den Anbieter Club Aktiv: 9 Tage inklusive Fähr- und Zuganreise ab Kiel, Frühstück und teilweise Abendessen, Übernachtungen im Nachtzug, auf der Fähre und vor Ort in rustikalen Fischerhütten in Svinøya ab 1498 Euro. Termine: 26. Dezember 2009 bis 3. Januar 2010, 9. bis 17. Januar 2010. Dann wieder ab November 2010. Tel. 04 41/9 84 98 12, www.club-aktiv.de
Schlafen im Iglu
4 Sterne gucken:
SCHLAFEN IM IGLU
Voller Durchblick: Mitten in der weiten, weißen Winterlandschaft Lapplands nahe der Stadt Ivalo am Inarisee können Gäste das einmalige Gefühl erleben, „fast draußen” zu schlafen. Zumindest bietet das Glas-Iglu einen unversperrten Blick ins Freie – die totale Transparenz! Spezielles Thermo- Glas sorgt dafür, dass es im Iglu bei Außentemperaturen von bis zu minus 30 Grad Celsius angenehm warm bleibt. Mit etwas Glück funkelt nachts über dem Bett sogar das Nordlicht – ein magisches Erlebnis für verliebte Paare. Zu kuschelig? Eine Runde Eisschwimmen im See kühlt garantiert! Frostbeulen wärmen sich danach in der größten Rauchsauna der Welt wieder auf. Aber auch ganz normale Winteraktivitäten sind möglich: Die Langlaufloipen beginnen direkt vor der Tür, auch Schlittentouren mit Huskys und Rentieren können vor Ort gebucht werden.
INFO: Im „Hotel & Igloo Village Kakslauttanen” stehen neben den 5 Glas-Iglus auch 20 Eis-Iglus oder 31 Blockhütten aus Holz bereit. Eine Nacht im Glas-Iglu kostet 133 Euro pro Person inklusive Frühstück und Sauna- Besuch, www.kakslauttanen.fi
Snowrafting
5 Talfahrt im Schlauchboot:
SNOWRAFTING
Was hat ein Schlauchboot auf der Piste verloren? Eigentlich nichts. Wenn nur dieser Nervenkitzel nicht wäre … Ganz vernünftige, erwachsene Menschen verwandeln sich beim Snowrafting plötzlich in aufgeregte Kinder, wenn es mit dem Schlauchboot talwärts geht. Kleine Buckel und Wellen auf der Piste ersetzen die Stromschnellen des echten Wildwassers – und die winterliche Variante des Raftings ist nicht minder rasant. Vorteil der lustigen Bootspartie: Man braucht weder irgendwelche Vorkenntnisse noch besondere Kondition, sogar sportlich völlig talentfreie Menschen können auf Schussfahrt gehen. Gesteuert wird nur mit der Gewichtsverlagerung im Boot, was bei mehreren Leuten schnell ein Teamgefühl wachsen lässt. Aber Vorsicht, ein Schlauchboot kommt schnell in Fahrt, daher sollte man unbedingt auf eisfreie Bahnen, Schutzhelme und die sichere Ausstattung des Schlauchbootes achten, besonders auf eine verstärkte Unterseite.
INFO: Snowrafting wird im Alpenraum in vielen Wintersportorten angeboten, zum Beispiel im Tauferer Ahrntal in Südtirol. Während der Wintersaison geht es jeden Montag und Dienstag ab 19 Uhr in St. Jakob rasant abwärts. Maximal 12 Passagiere passen ins Boot. Preis für je 2 Abfahrten: 5 Euro pro Person. Anmeldung über den Rafting Club Activ: Tel. 00 39/33 58 01 71 64. Information über den Tourismusverein Ahrntal: Tel. 00 39/ 04 74 65 21 98. www.ahrntal.com
Paragliding & Schlittschuhlanglauf
6 Weiße Welt von oben:
PARAGLIDING
Lautlos über schneebedeckte Gipfel schweben, oben der blaue Himmel, unten der weiße Schnee und rundherum nur Stille: ein Gefühl wie in einer Schneekugel, nur viel, viel schöner und freier! Mit etwas Theorie und ein paar Laufübungen beginnt die Vorbereitung auf den Tandem-Flug. Gemeinsam mit dem Tandem-Piloten kommt es dann zum Ernstfall: Gurt anlegen, Anlauf nehmen, abspringen. Dann tief durchatmen und das sanfte Schweben genießen. Für den Genuss in der Luft sind keine Vorkenntnisse nötig, aber robuste und windabweisende Kleidung hilft auch schon.
INFO: Tandem-Flüge mit Bergpanorama z. B. im Oberallgäu ab 69 Euro (Winterpreis) über Paragliding Academy, Tel. 0 83 25/ 91 90 15, www.paragliding-academy.com
7 Rauf aufs Glatteis:
SCHLITTSCHUHLANGLAUF
Während wir in Deutschland höchstens mal 30 Minuten auf der Eisbahn immer im Kreis fahren und darauf schon mächtig stolz sind, rauschen die Schweden gleich tagelang raus in die Natur. Sie nennen es „isbitna” („vom Eis gebissen”). Besonders zauberhaft: die Touren auf den zugefrorenen Schärengärten rund um Stockholm. Mit speziellen Wanderschlittschuhen soll man dank längerer Kufen bis zu 50 Kilometer pro Tag schaffen.
INFO: 4-tägige Schlittschuhtour über den Veranstalter 30.000 öar (30 000 Inseln) inklusive 3 Übernachtungen in Landhäusern, Ausrüstung, VP ab 638 Euro: www. 30000oar.se, Tel. 00 46/8 54 55 26 00. Auskünfte auch über VisitSweden, Tel. 0 69/ 22 22 34 96, www.visitsweden.com