
Männer haben ein Problem: Wenn sie ihre körperlichen Kräfte demonstrieren, werden sie als „Macho“ beschimpft. Außer am Frühstückstisch. „Kannst du mir das Konfitürenglas öffnen?“, hat mich meine Frau bisher gern gebeten. „Natürlich! Ein Kinderspiel!“ Wie wahr: Jetzt öffnet mein Sohn die Gläser. Denn seit einer Fingeroperation an meiner rechten Hand lässt das lässige „Plopp!“ bei mir immer länger auf sich warten. Ehrgeizig stürzte ich mich deshalb in typische Reha-Maßnahmen: Ich quetschte Waschlappen, drückte Tennisbälle. Bis es im Ellenbogen zog. Kein Wunder, sagen die Hersteller des „Xtensor“, einem handschuhähnlichen Finger-Expander: Solche ungleichen Belastungen der Streck- und Beugemuskulatur führen zu Handgelenks- und Ellbogenschmerzen. Leider greifen wir alle im Alltag viel zu oft zu – und strecken zu selten. Computerarbeit, SMS-Schreiben, Telefonieren, Einkaufen, Golfen – alles Greifbewegungen. Der gruselig aussehende Handschuh trainiert genau die vernachlässigte Streckmuskulatur und soll so die Beschwerden lindern.
Götz Poggensee, stellvertretender Chefredakteur, trainierte seine Hände.
Weitere Infos:
Der „Xtensor“ kostet 39 Euro. Infos /Bestellen: secotex – Golf, Seitz + Co. GmbH, Rohrauerstr. 70, 81477 München, Tel. 0 89/ 7 48 23 00, www.golf-secotex.de, Stichwort: Xtensor
Angeblich kann er noch mehr: Nach Fingeroperationen (wie bei mir) oder in Folge von Arthritis soll der „Xtensor“ den Bewegungsradius der Fingergelenke vergrößern. Ich beginne das Training mit dem ersten Schwierigkeitsgrad, binde mir die Gummischlaufen um die Finger,und los geht’s. Täglich 2 Minuten – zwei Sätze mit 15 Wiederholungen („Nicht übertreiben“, rät Erfinder Scott Kippleman aus New York). Der Handschuh drückt, aber die Gelenke werden angenehm warm.
Ob das schon die vermehrte Produktion von Gelenkschmiere ist? Es zieht in diversen Streckmuskeln des Unterams – bis zum Ellenbogen hinauf. Am dritten Tag steigere ich mich auf Schwierigkeitsgrad zwei. Plötzlich macht es „Plopp!“. Aber nicht am Konfitürendeckel – eine Schlaufe ist gerissen. Zum Glück gibt es einen mitgelieferten Ersatz. Zwei Tage später reißt die zweite. Die flicke ich mit einem Gummiband aus meiner Schreibtischschublade. Leider hat mein kleiner Finger von dem Training nichts. Der Zugwinkel ist für ihn zu klein, das Gelenk kommt nicht zur Streckung. Auch rutschen die Schlaufen immer wieder aus den Halterungen. Ich steigere mich auf Schwierigkeitsgrad drei und habe das Gefühl, dass mein Ringfinger, der seit der Operation an der Beugesehne noch etwas krumm ist, sich jetzt etwas besser strecken lässt. Aber die Freude hält nicht lange. Wieder „ploppt“ es – das dritte Gummi ist gerissen. Und jetzt reicht es mir. Ich werfe den „Xtensor“ kraftvoll in den Mülleimer. Ganz ohne Schmerzen im Ellenbogen.
Fazit: Die Beweglichkeit meines angeschlagenen Fingergelenks hat sich leicht verbessert. Aber das ständige Rutschen der Gummizüge aus den Halterungen und das Zerreißen nervt. Daran ändern auch fünf Jahre Garantie nichts. Ab jetzt trainiere ich nur noch mit ordinären Gummibändern.